Mit ungebrochenem Machtwillen will Wladimir Putin nach vier Jahren Unterbrechung wieder das Riesenreich Russland als Präsident führen. Der im Westen seit langem kritisierte Politiker spürt jedoch auch in seiner Heimat reichlich Widerstand.

Moskau. Als „starker Anführer“ lässt sich der machthungrige Wladimir Putin auf den Plakaten für die Präsidentenwahl am 4. März präsentieren. Der 59 Jahre alte Ex-Geheimdienstchef gilt auch nach zwölf Jahren an der Macht – 1999 kurz als Ministerpräsident, dann acht Jahre als Kremlchef und nun wieder als Premier – weiter als angesehenster Politiker im eigenen Land.

Zwar hat er zuletzt bei bisher beispiellosen Anti-Putin-Protesten erstmals überhaupt starken Gegenwind gespürt. Doch der Vollblut-Politiker mit dem scharfen Machtinstinkt macht immer deutlich, dass er im Rennen um das höchste Staatsamt nicht nachgibt. Als das Staatsfernsehen kurz vor der Kremlwahl über einen angeblich vereitelten Mordanschlag berichtet, zeigt er sich unbeeindruckt: Mit einer solchen Bedrohung müssten Menschen wie er nun einmal leben.

Putin selbst und seine zu Zehntausenden mobilisierten Unterstützer betonen, dass er dem Riesenreich nach dem Zerfall der Sowjetunion und nach den chaotischen 1990er Jahren mit Hunger, Armut und Rubelabwertung wieder zu Stärke und nationalem Stolz verholfen habe.

In einem an sowjetische Zeiten erinnernden Personenkult lobt ihn etwa der Spitzenfunktionär Wladislaw Surkow als „Gottgesandten“. Als „Retter des russischen Volks“ preist ihn nun auch der Ohrwurm-Popsong „WWP“ – kurz für Wladimir Wladimirowitsch Putin.

Dabei machte der am 7. Oktober 1952 in Leningrad (St. Petersburg) als Sohn einer Arbeiterfamilie eine kommunistisch-sowjetische Karriere. Auf das Jura-Studium folgte die KGB-Spionageschule. Nach dem Einsatz als Geheimdienstoffizier mit besten Deutschkenntnissen in den letzten Jahren der DDR arbeitete der Vater zweier Töchter in der Petersburger Stadtverwaltung. Danach machte er Karriere in Moskau. Seine Frau Ljudmila ist inzwischen kaum noch öffentlich zu sehen.

Auch als formal untergeordneter Regierungschef gilt Putin und nicht sein politischer Ziehsohn, Präsident Dmitri Medwedew, als eigentlicher Machthaber der Energiegroßmacht. Als das „Machttandem“ im September 2011 vor der von Putin geführten Regierungspartei Geeintes Russland ankündigte, die Ämter künftig tauschen zu wollen, sahen sich viele um ihre Mitbestimmung betrogen.

Der bisher vor allem von seinen Gegnern als „autoritär“ kritisierte Putin, sieht sich nun bisweilen auch bei Gefolgsleuten Vorwürfen ausgesetzt, er sei beratungsresistent. Zudem wird ihm vorgeworfen, er treffe wichtige Entscheidungen nur noch alleine.

Wie sehr es der etwa 1,72 Meter große Putin genießt, im Rampenlicht zu stehen, zeigten seine Auftritte als Judoka, Beschützer von Tigern, Leoparden und anderen Raubtieren, als Biker in Lederkluft oder als Reiter und Angler mit freiem Oberkörper. In der Kindheit war er nach eigenen Worten ein „Schlägertyp“. Wegen seiner auffallend glatten Gesichtshaut fast ohne Augenfältchen sagten Experten in Medien ihm zuletzt sogar Schönheitskuren nach.

Kritiker aber bringen Putin vor allem mit den vielen Schwächen des Landes in Verbindung: Korruption, Justizwillkür und Verletzung von Menschenrechten und Druck auf Medien. An dem als durchsetzungsstark und schlagfertig geltenden Menschen mit oft derben Sprüchen scheiden sich aber seit langem die Geister.

Der mit ihm befreundete Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder meinte einst, dass Putin ein „lupenreiner Demokrat“ sei. Anders sieht das Friedensnobelpreisträger und Ex-Sowjetpräsident Michail Gorbatschow, der Putin zuletzt mehrfach zum Rückzug aufforderte. Putin habe ein schlimmeres Machtmonopol geschaffen als einst die Kommunisten.