Rund 300 Anhänger von Assad haben die Konferenz der neuen Gruppe in Tunesien gestört. Die Polizei musste die Aufrührer vertreiben.

Tunis. Die Polizei hat bei der ersten Konferenz der neuen Syrien-Kontaktgruppe in Tunesien Zusammenstöße zwischen Oppositionellen und tunesischen Anhängern der syrischen Regimes verhindert. Augenzeugen berichteten, etwa 300 tunesische Angehörige pan-arabischer Parteien hätten am Freitag vor dem Konferenzhotel außerhalb von Tunis gegen die Veranstaltung demonstriert.

Sie riefen Slogans gegen die USA und gegen das Golfemirat Katar. Dabei hielten sie Poster des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und des früheren ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser in die Höhe. Als sie versucht hätten, auf mehrere Dutzend Syrer loszugehen, die ihrerseits die syrische „Fahne der Unabhängigkeit“ schwenkten, habe die Polizei eingegriffen. Die tunesische Regierung unterstützt den Aufstand gegen das Assad-Regime.

Der oppositionelle Syrische Nationalrat (SNC) fordert unterdessen Waffenlieferungen an die Rebellen-Armee und eine Unterstützung des Widerstands. Der SNC appellierte am Freitag an die in Tunis versammelten Vertreter von mehr als 70 Staaten, der Freien Syrischen Armee militärisch zu helfen. Westliche und arabische Staaten sind sich wegen der weitreichenden Folgen aber uneins, ob sie der Forderung nachkommen sollten. Ungeachtet aller Friedensbemühungen lag die Oppositionshochburg Homs am Freitag seit drei Wochen im Feuer der Artillerie von Präsident Baschar al-Assad.

Wenn die Führung in Damaskus die Aufforderungen zum Ende der Gewalt ignoriere, sollten die „Freunde Syriens“ einzelne Länder nicht daran hindern, die Opposition militärisch zu unterstützen, erklärte der SNC. Die Hilfe könne in Form von Ausbildung, Militärberaten oder „Waffen zur Selbstverteidigung“ geleistet werden. Angaben der Opposition zufolge leistet das Ausland den Regierungsgegnern bislang keine militärische Hilfe.

+++ Kofi Annan wird Sondergesandter für Syrien +++

Allerdings drücken westliche und arabische Regierung nach Angaben aus der Opposition beim Waffenschmuggel an die überwiegend aus Deserteuren bestehende Freie Syrische Armee ein Auge zu. So hätten Exil-Syrer leichte Waffen, Funkgeräte und Nachtsichtgeräte ins Land geschmuggelt. Es gebe zudem Bemühungen, Panzer- und Flugabwehrwaffen nach Syrien zu schaffen, sagte ein Vertreter der Opposition. Die Regierungsgegner seien auch darum bemüht, pensionierte syrische Offiziere als Berater zu gewinnen.

Die in Tunis versammelten Staaten sind in der Frage von Waffenlieferungen allerdings zurückhaltend. Das könne den Konflikt zum Bürgerkrieg eskalieren lassen, warnte der Vizechef der Arabischen Liga, Ahmed Ben Helli, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Bei den Beratungen in Tunis ging es vorrangig um die Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe, damit humanitäre Hilfe an die Bevölkerung verteilt werden kann. Dies geht aus dem Entwurf einer Erklärung hervor, der der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Darin wird der oppositionelle Syrische Nationalrat als die legitime Vertretung der Syrer bezeichnet, die einen friedlichen demokratischen Wandel anstrebten. Von einem wie auch immer gearteten militärischen Engagement ist in dem Papier nicht die Rede. Bundesaußenminister Guido Westerwelle kündigte an, von dem Treffen der sogenannten Freunde Syriens in Tunis werde ein Signal für die Unterstützung der Opposition ausgehen.

Der neue Syrien-Sonderbeauftragte und frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan verlangte ein Ende der Gewalt in dem arabischen Land. Nach seiner Ernennung durch die Arabische Liga und die Vereinten Nationen kündigte der Friedensnobelpreisträger zudem an, sich auch für ein Ende der Menschenrechtsverletzungen in Syrien einsetzen zu wollen. Ungeachtet dessen griffen die Truppen des syrischen Machthabers Assad erneut Wohngebiete in der Protesthochburg Homs an: Nach Oppositionsangaben wurden dabei mindestens fünf Menschen getötet. In einem Dorf in Zentralsyrien seien mindestens 18 Menschen hingerichtet worden. (rtr/dpa)