Die Streitkräfte des Regimes würden mit Panzern, Hubschraubern, schwerer Artillerie und Raketen auf Zivilisten in der Stadt Homs feuern.

Damaskus/Genf. Die Uno-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, hat der syrischen Führung um Präsident Baschar al-Assad Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Die Streitkräfte des Regimes feuerten mit Panzern, Hubschraubern, schwerer Artillerie und Raketen auf wehrlose Menschen in der Stadt Homs und verübte "systematische Massaker an Zivilisten", sagte Pillay gestern in Genf. Die internationale Gemeinschaft müsse die Bevölkerung in Homs und anderen Teilen des Landes vor Angriffen schützen, verlangte die frühere Richterin am Internationalen Strafgerichtshof. Das Veto Russlands und Chinas im Uno-Sicherheitsrat gegen eine Syrien-Resolution habe die Führung in Damaskus zu weiterer Gewalt ermutigt, sagte Pillay.

+++ Assad zeigt Kooperationsbereitschaft +++
+++ Die Wut auf Assad +++

Auch gestern setzten die Truppen des Regimes ihre massiven Angriffe auf Homs fort. Allein in der Protesthochburg wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens 68 Menschen getötet. Syrische Aktivisten berichteten, das Viertel Baba Amro sei von der Armee unter Beschuss genommen worden. Mindestens 23 Gebäude wurden demnach dem Erdboden gleichgemacht. Drei Familien seien in ihren Häusern massakriert worden. Die Eindringlinge hätten 19 Menschen getötet. In zwei Krankenhäusern seien 18 Frühchen in Brutkästen ums Leben gekommen, weil der Strom abgeschaltet worden sei. Die syrische Muslimbruderschaft bezeichnete das Vorgehen als "Massenmord".

Die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter meldete, in der Provinz Daraa seien ein Offizier und 17 Soldaten desertiert. Danach hätten Assad-Truppen auch dort eine Offensive gestartet und seien dabei ähnlich massiv vorgegangen wie in Homs, berichtete der Nachrichtensender Al-Arabija unter Berufung auf das oppositionelle syrische Medienzentrum.

Westliche und arabische Staaten verstärkten den diplomatischen Druck auf Präsident Baschar al-Assad. Die Arabische Liga forderte ihre Beobachter auf, Syrien zu verlassen. Am Wochenende will die Organisation über das weitere Vorgehen beraten.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte sich am Dienstag in Damaskus noch für eine Ausweitung der Beobachtermission ausgesprochen. Als "unlogisch" kritisierte er den Abzug zahlreicher europäischer und arabischer Botschafter aus der Hauptstadt. Damit werde die Krise nicht gelöst.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) kritisierte seinerseits die russische Haltung. "Ich bedaure, dass der russische Außenminister Sergej Lawrow sich hier so klar auf die falsche Seite der Geschichte gestellt hat", sagte er im ZDF-"Morgenmagazin". "Dennoch sind es unsere Gesprächspartner." Wichtig sei, Russland davon zu überzeugen, dass man lediglich die Gewalt in Syrien beenden wolle.

Die EU drohte mit einer Verschärfung ihrer Sanktionen. Erwogen würden ein Verbot kommerzieller Flüge nach Europa sowie das Kappen der Geschäfte mit der syrischen Zentralbank, sagte ein hoher EU-Mitarbeiter in Brüssel. Entscheidungen könnten beim Treffen der EU-Außenminister am 27. Februar fallen.