Millionenschwere Gönner erwarten auch eine Gegenleistung. Mexikanischer Kasino-Betreiber unterstützte Obamas Kampagne.

Hamburg. Der Präsidentschaftswahlkampf 2012 in den USA dürfte der teuerste in der Geschichte der Vereinigten Staaten werden. Hatten 2008 die Kandidaten der beiden konkurrierenden großen Parteien Republikaner (GOP) und Demokraten, John McCain und Barack Obama, zusammengerechnet schon die Rekordsumme von rund einer Milliarde Dollar aufgewendet, hatte der gesamte Wahlkampf um die fünf Milliarden Dollar gekostet - so wird diese Marke in diesem Jahr wohl noch übertroffen werden.

Geld wird immer mehr zu einem entscheidenden Faktor im politischen Auswahlprozess - was etliche Analysten und Experten mit Blick auf den unkalkulierbaren Einfluss der Spender inzwischen als sehr bedenklich einstufen. Eine Entscheidung des Supreme Courts, des Obersten Gerichtshofes in Washington, hatte diese Entwicklung vor zwei Jahren dramatisch beschleunigt. Das Gericht schuf eine riesige Ausnahmeregelung bezüglich der bis dato strengen Spendenpraxis. Dürfen Privatpersonen pro bevorzugtem Kandidaten selbst im Wahlkampf höchstens 5000 Dollar spenden, so erlaubte der Supreme Court es nun Unternehmen und Verbänden, in unbegrenzter Höhe Gelder fließen zu lassen.

+++Barack Obama startet mit wenigen Trümpfen in den Wahlkampf+++

Es war die Geburtsstunde der "Super-Pacs". Unter "Politischen Aktions-Komitees" (Pac) werden die traditionellen Lobby-Gruppen verstanden; die mächtigen Super-Pacs mit ihren unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten jedoch sind inzwischen zur unverzichtbaren Triebkraft hinter den Kandidaturen geworden. Der Verfassungsrechtler Kent Greenfield aus Boston meinte in der "Washington Post", die Super-Pacs seien zum Vehikel geworden für eine winzige Manager- und Finanz-Elite. Die kommenden Präsidentschaftswahlen, so schrieb Greenfield, würden "überflutet mit Bargeld - und unserer Demokratie wird das nicht guttun".

Die bis zu persönlichen Diffamierungen reichende Schlammschlacht zwischen den republikanischen Kandidaten Newt Gingrich und Mitt Romney hat einen schalen Vorgeschmack auf das mögliche Medien-Gemetzel gegeben, das sich in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes abspielen könnte. Die Super-Pacs und ihre Hintermänner können gerade wegen ihrer politischen "Unabhängigkeit" hart hinlangen. Sie führen für ihre Kandidaten eine Art "Stellvertreterkrieg".

+++Obamas billionenschweres Sparprogramm im Wahlkampf+++

Auf republikanischer Seite sind "Winning Our Future" (Gingrich) oder "Restore Our Future" (Romney) seit Langem sehr aktiv. Hinter "Restore Our Future" stehen zum Beispiel die Hotelkönige John Willard und Richard Marriott. Und hinter "Winning Our Future" steht der erzkonservative Multimilliardär Sheldon Adelson, der 2008 mit mehr als 26 Milliarden Dollar Privatvermögen laut "Forbes"-Liste als zwölftreichster Mensch der Erde gegolten hat. Adelson hat angekündigt, er werde auch Romney unterstützen, falls er am Ende der Kandidat der GOP sein werde. Der Immobilien-Mogul und Hotelbesitzer hat durchblicken lassen, dass er für sein Geld eine israelfreundliche Politik erwarte. Newt Gingrich hat bereits erklärt, dass er im Falle seines Wahlsieges sofort einen Herzenswunsch Adelsons erfüllen werde: Die US-Botschaft in Israel soll dann von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden.

Es wäre eine Maßnahme mit starker politischer und symbolischer Wirkung. Jerusalem wird von Israel als ungeteilte Hauptstadt betrachtet, völkerrechtlich ist das allerdings umstritten.

Mit Sorge betrachtete man dieser Tage bei den Demokraten, wie die Super-Pacs von Romney und Gingrich schon mehr als 40 Millionen Dollar einsammelten - die in aggressive Werbeaktionen und Fernsehspots investiert werden können. Und die anderen republikanischen Super-Pacs "American Crossroads" und "Crossroads GPS" sollen noch einmal mehr als 50 Millionen Dollar eingesammelt haben.

Obama, der das Urteil des Supreme Court damals heftig kritisiert hatte, sieht sich nun gezwungen, eine Kehrtwende zu vollziehen. Der ihm gewogene Super-Pac "Priorities USA Action", der von zwei früheren Mitarbeitern des Weißen Hauses, Bill Burton und Sean Sweeney, geführt wird, soll ihm nun Spenden zutreiben.

Doch zunächst einmal muss Obama Hunderttausende Dollar an Spenden zurückgeben. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass es sich bei dem großzügigen Geldgeber um die Familie des Drogendealers Juan Jose "Pepe" Cardona handelte. Der in Mexiko geborene Cardona war wegen diverser Betrugs- und Drogendelikte aus den USA geflohen und ist in seinem Geburtsland zu einem führenden Kasino-Betreiber aufgestiegen. 1992 in Iowa zu fünf Jahren Haft verurteilt und zwei Jahre später wieder wegen Marihuana-Schmuggels vor Gericht, versucht er seit Jahren, eine Begnadigung zu erreichen, um in die USA zurückkehren zu können. Obama konnte eine Spende der Cardona-Familie unmöglich akzeptieren. Der Silberstreif am Konjunktur- und Arbeitsmarkthorizont der USA hat dem Amtsinhaber erstmals einen Umfrage-Vorsprung beschert. Nach Erhebungen von "Washington Post" und "ABC News" führt Obama vor Romney mit 51 zu 45, vor Gingrich mit 54 zu 43 Prozent.