Hans-Bernd Zöllner ist Birma-Experte am Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg. Mit ihm sprach Bernd Schiller.

Hamburger Abendblatt:

Wie rasch wird sich Myanmar verändern?

Hans-Bernd Zöllner:

Man muss zwischen dem politischen Klima und der Veränderung der materiellen Lebensbedingungen unterscheiden. Das politische Klima in Myanmar hat sich im vergangenen Jahr dramatisch positiv verbessert. Die wirtschaftliche Entwicklung, die Überwindung der ethnischen und politischen Gegensätze und der Aufbau einer ebenso freien wie verantwortungsvollen Presse wird aber noch Jahrzehnte dauern.

Wann werden Amerika und die EU ihre Sanktionen gegenüber Myanmar einschränken oder gar aufheben?

Zöllner:

Die EU wird das sehr rasch tun, die USA werden bald folgen. Entscheidend ist aber, in welcher Weise sich die westlichen Länder dann in Myanmar engagieren. Meine burmesischen Freunde befürchten, dass jetzt der Einfall westlicher "Heuschrecken" bevorsteht, die es mit dem Land und sich selbst gut meinen, aber wenig Ahnung von Myanmar und seinen komplexen kulturellen und historischen Eigenarten haben.

Welche Rolle spielt China?

Zöllner:

Die Chinesen werden als nächste Nachbarn - wie die Inder und die Thais - weiter eine Hauptrolle spielen vor allem auf Gebieten, die sie vorrangig interessieren: in der Wirtschaft und der eigenen Energiesicherung.

Erwarten Sie einen Versöhnungsprozess wie in Südafrika, als Nelson Mandela Präsident wurde?

Zöllner:

Der Prozess ist in vollem Gange. Er wird aber nur nachhaltig sein, wenn er durch eine Fülle von institutionellen Reformen auf den Gebieten der Wirtschaft, des Erziehungswesens und der Berücksichtigung lokaler Autonomiewünsche unterfüttert wird.