Eine Bombe am Fahrzeug tötete einen Chemiker. Ob er wie zuvor getötete Professoren am Atomprogramm forschte, ist unklar.

Teheran. Im Iran ist am Mittwoch erneut ein Atomwissenschaftler durch einen Bombenanschlag getötet worden. Der Sprengsatz explodierte nach offiziellen Angaben an seinem Auto im Norden der Hauptstadt Teheran. Wie in ähnlichen Fällen zuvor sei bei dem Anschlag eine magnetische Bombe benutzt worden, zitierte die halbamtliche Nachrichtenagentur Fars den Vizegouverneur Teherans, Safarali Baratlu. Er machte Israel für den Tod des Atomexperten verantwortlich. Ähnliche Anschläge auf Atomforscher hatte es vor etwa einem Jahr im Iran gegeben. Die Führung in Teheran beschuldigte damals den israelischen Geheimdienst Mossad, hinter den Attentaten zu stecken. Der am Mittwoch getötete Wissenschaftler leitete laut Fars eine Abteilung der Urananreicherungsanlage Natans.

Der Westen verdächtigt den Iran, mit seinem Atomprogramm Waffen zu entwickeln. Die Regierung in Teheran bestreitet dies, hat den Verdacht gegenüber der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) aber nicht ausräumen können. Zudem weigert sich der Iran, sein Atomprogramm offenzulegen.

Die USA und die Europäische Union (EU) haben daher kürzlich eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran beschlossen. Das Land reagierte darauf mit einer militärischen Machtdemonstration: Bei einer Marineübung im Persischen Golf drohte der Iran, die Meerenge von Hormus zu sperren, durch die 40 Prozent des weltweiten Öltransport laufen. Außerdem begann der Iran nach Informationen der IAEA mit der Urananreicherung in der verbunkerten Anlage Fordow, was im Westen als weiterer Affront gewertet wird.

US-Präsident Barack Obama unterzeichnete vor wenigen Tagen ein Gesetz, das Strafen für Banken vorsieht, die Geschäfte mit der iranischen Notenbank machen. Das erschwert die Bezahlung iranischer Erdöl-Exporte. Die EU plant zudem ein Embargo für iranisches Erdöl. Eine Entscheidung darüber soll auf einem Ministerrat am 23. Januar getroffen werden.

US-Finanzminister Timothy Geithner bemüht sich gegenwärtig in China darum, die dortige Regierung zu überzeugen, sich den härteren Wirtschaftssanktionen gegen den Iran anzuschließen. China bezieht einen Teil seines Erdöls von dort. Im UN-Sicherheitsrat hat China die Forderung unterstützt, dass der Iran seine Urananreicherung stoppen soll. Zugleich ist die Regierung in Peking aber darum bemüht zu verhindern, dass die Ölversorgung des Landes in Gefahr gerät. (rtr)