Dutzende Festnahmen in Russland: Polizei geht am Silvesterabend hart gegen Regierungsgegner vor. Premier Putin zeigt sich unbeeindruckt.

Moskau. Am Silvestertag nahm die russische Polizei mehrere Dutzend Oppositionelle bei Protesten gegen die Regierung fest. In der russischen Hauptstadt Moskau kamen mindestens 70 Demonstranten in Polizeigewahrsam, in St. Petersburg etwa 10. Jedoch seien nach Medienberichten alle Festgenommenen bereits vor Mitternacht wieder freigekommen.

Die Kundgebungen waren nicht genehmigt und hingen nicht direkt mit den jüngsten Demonstrationen für freie Wahlen mit Zehntausenden Teilnehmern zusammen. Regierungschef Wladimir Putin nannte diese Proteste, die sich auch gegen ihn gerichtet hatten, "nichts Ungewöhnliches“.

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Putin wünschte allen Bürgern ein frohes neues Jahr – "ohne Rücksicht auf ihre politische Gesinnung“. "Denjenigen, die mit Linksaußen sympathisieren, und denjenigen, die rechts stehen, oben, unten, ganz wie sie wünschen“, sagte Putin in seinen Neujahrsgrüßen. Er will sich am 4. März wieder in den Kreml wählen lassen.

Mit Blick auf 2012, das nach dem östlichen Kalender ein Jahr des Drachen ist, sagte Putin: "Ich bin im Jahr des Drachen geboren worden. In der Regel hatten wir in solchen Jahren immer eine glückliche Zeit. Ich hoffe, dass der Drache auch in diesem Jahr jeder russischen Familie viel Glück bringt, Wohlstand und Gesundheit.“

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Kremlchef Dmitri Medwedew rief dazu auf, alle Schwierigkeiten gemeinsam zu überwinden. "Ja, wir sind alle unterschiedlich. Aber genau dies ist unsere Stärke“, sagte Medwedew in seiner letzten Neujahrsansprache als Präsident. "Es ist unsere Pflicht, Russland to bewahren, einen fortschrittlichen Staat aufzubauen, in dem es für alle ein komfortables Leben und interessante Arbeit gibt.“

Im Zentrum der russischen Hauptstadt hatte ein massives Polizeiaufgebot den Triumphplatz schon Stunden vor Beginn der regierungskritischen Protestaktion abgesperrt. Dennoch sammelten sich dort etwa 200 Menschen, riefen Losungen gegen die Regierung und hielten Plakate mit politischen Parolen hoch.

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Auch in anderen Städten kam es zu Protesten. In der Millionenstadt Nischni Nowgorod rund 400 Kilometer östlich von Moskau gingen etwa 50 Menschen auf die Straße, darunter der Kremlkritiker und frühere Vize-Regierungschef Boris Nemzow. (dpa)