Belgien hat als erstes europäisches Land ein Burka-Verbot beschlossen. Islamische Prediger kritisieren dies als Ausdruck von Intoleranz.

Die islamischen Prediger in den konservativen arabischen Staaten bringen für das in Frankreich und Belgien geplante Burka-Verbot wenig Verständnis auf. Für die meisten von ihnen ist das Verbot des Ganzkörperschleiers ein Ausdruck der Intoleranz gegenüber den Muslimen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Ein Prediger aus Saudi-Arabien rief die Muslime in Belgien sogar auf, auszuwandern.

Scheich Abdurrahman, der in der Al-Diraa-Moschee im Zentrum der saudischen Hauptstadt Riad predigt, sagte: „Wenn ein Muslim seine Religion nicht schützen kann, dann soll er auswandern. Denn das Land Gottes ist groß.“ Der saudische Prediger erklärte weiter: „Wenn die Muslime, die dort leben, die Botschaft ihres Glaubens nicht verbreiten dürfen, dann sollen sie das Land des Unglaubens verlassen.“

Der Prediger der Al-Sinidar-Moschee in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa, Chalid Bahischwan, zeigte sich erstaunt über „diese Kampagne von Frankreich und Belgien, die sich gegen das islamische Erscheinungsbild richtet“. Denn in Europa lebten schließlich so wenige Muslime, dass sich die Mehrheit von dieser Minderheit unmöglich bedroht fühlen könne. Er betonte jedoch gleichzeitig, die Verschleierung des Gesichtes sei für die muslimischen Frauen – im Gegensatz zum Tragen des Kopftuches – keine religiöse Pflicht.

Mohammed Abdulkawi, der in der Al-Mustafa-Moschee in der nordirakischen Kurden-Stadt Erbil predigt, sagte, es sei falsch, dass sich Staaten wie Frankreich und Belgien, die normalerweise die Freiheitsrechte ihrer Bürger hoch achteten, entschieden hätten, den Musliminnen diese Freiheit nicht zuzugestehen. „Die europäischen Frauen ziehen sich so unverhüllt an, wie es ihnen gefällt, weshalb sollen wir dann nicht auch tun dürfen, was wir wollen“, schloss er.

Ähnlich argumentierte auch der schiitische Prediger Mohannad al-Mussawi aus Bagdad. Er sagte: „Es gibt Hunderte von ausländischen Touristen, die arabische Länder bereisen und dabei eine Kleidung tragen, die mit den Geboten des Islam nicht in Einklang steht. Doch die arabischen Länder erlassen keine Gesetze, die sie daran hindern, diese Länder zu besuchen (eine Ausnahme bilden der Iran und Saudi-Arabien, die sowohl einheimischen Frauen als auch Ausländerinnen das Tragen von Kopftüchern vorschreiben). Weshalb behandeln sie uns nicht genauso?“

Ein Burka-Verbot in Deutschland hält der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), für unrealistisch und nicht notwendig. Schon aus verfassungsrechtlichen Gründen sei das in Deutschland „nicht möglich, so lange keine öffentlichen Interessen dagegen stehen“, sagte er der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Samstag). Das Tragen der Burka falle rechtlich unter „freie Entfaltung der Persönlichkeit“. Er selbst sehe sie aber als „Zeichen der Abgrenzung und des religiösen Fundamentalismus.“