Der Pleitestaat bekommt Hilfen und hält sich an die Vorgaben der Geberländer

Sollten die Griechen die in Aussicht gestellten 45 Milliarden Euro Hilfe von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bekommen, müssen sie mit harten Auflagen rechnen. Professor Karl-Werner Hansmann von der Universität Hamburg nennt die Erhöhung der Mehrwertsteuer, geringere Pensionen und ein Abschmelzen der Subventionen als denkbare Beispiele. "Die Bevölkerung muss sich auf sehr schwere Jahre einstellen", so Hansmann. Er ist davon überzeugt, dass die Regierung in Athen den verordneten Sparkurs eins zu eins umsetzen wird. Diese hat bereits gestern "drakonische Maßnahmen" angekündigt. Dennoch hält Hansmann einen Volksaufstand oder Staatsstreich infolge der Krise für unrealistisch.

Größere Sorgen bereitet ihm die zunehmende Deutschland-Feindlichkeit der Griechen. "Die Boulevardpresse und einige Politiker hierzulande haben mit Forderungen wie dem Verkauf von Inseln den Hass gegen die Deutschen noch geschürt." Hier müsse die Diskussion wieder auf ein "vernünftiges Niveau" zurückgeführt werden. Schließlich sei vor allem die Finanzkrise schuld an der Pleite Griechenlands.

Die Exit-Strategie: Griechenland tritt aus dem Euro-Raum aus

Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro-Raum gilt zwar als höchst unwahrscheinlich. Aus Sicht des Finanzexperten Wolfgang Gerke wäre es aber das "optimale" Szenario. Griechenland müsste als insolventes Land direkte Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aufnehmen, der den Hellenen strenge Sparauflagen zur Staatssanierung auferlegen würde. Es gebe voraussichtlich ein Zahlungsmoratorium, bei dem international alle Banken etwa 20 bis 30 Prozent des Werts ihrer griechischen Anleihen verlieren würden.

Bei einem Austritt würden die Griechen höchstwahrscheinlich ihre alten Drachmen wieder einführen. Dies erlaube dem Staat, seine Währung eigenständig abzuwerten, um die Exporte konkurrenzfähiger und das Land für Touristen wieder attraktiver zu machen. Ein Austritt hätte ein positives Signal für die Steuerzahler, nicht immer für alle Verluste der Banken geradestehen zu müssen, so Gerke. Es wäre außerdem ein Warnschuss an alle anderen Euro-Länder, dass man sich nicht auf die Hilfen der Solidargemeinschaft verlassen darf.

Bundesbankchef Axel Weber bezeichnet einen Austritt jedoch als "vollkommene Utopie". Der Euro sei von Beginn an erfolgreich und ein "Jahrhundertprojekt".

Das Land bekommt Hilfen, hält sich aber nicht an die Vorgaben

Bereits den Eintritt in die Euro-Zone hat sich Griechenland mit falschen Zahlen zum Schuldenstand erschlichen. Es könnte nun durchaus sein, dass Athen die 45 Milliarden Euro Hilfe zwar annimmt, aber über Schattenhaushalte und andere Tricksereien die Ausgaben nur ungenügend zurückfährt. Die Folge könnte nach Meinung von Michael Bräuninger, dem Konjunkturchef des Hamburger Wirtschaftsinstituts HWWI, eine "verschärfte Glaubwürdigkeitskrise" des Euro sein. Im Klartext: Die junge Gemeinschaftswährung würde noch mehr an Wert verlieren. Bräuninger setzt deshalb auf verschärfte Kontrollen durch den IWF und die europäischen Staaten. Es müsse sichergestellt werden, dass Schummeleien nicht weiter möglich seien.

Sollten die Griechen sich nicht an die Vorgaben der Geberländer halten, dürfte der Ruf nach einem Ausschluss des Landes aus der Eurozone immer lauter werden. Allerdings warnt Bräuninger vor diesem Schritt. Aus seiner Sicht würde die Finanzkrise dadurch nur neu aufflammen. Der Ökonom sagt massive Probleme für mehrere Banken in Europa voraus, die auf ihren Forderungen gegenüber Athen sitzen bleiben würden.