Die Vertretungen Syriens und Ägyptens waren das eigentliche Ziel der Anschläge. Zu den Toten gehörte auch ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft.

Bagdad/Berlin. Selbstmordattentäter haben am Ostersonntag in Bagdad Anschläge auf ausländische Botschaften verübt, darunter auch die deutsche Botschaft. Sie töteten nach Angaben von Augenzeugen und Polizisten vor Ort insgesamt 50 Menschen, rund 200 Menschen wurden verletzt.

Zu den Toten gehöre auch ein irakischer Mitarbeiter der deutschen Botschaft, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Drei weitere irakische Mitarbeiter seien verletzt worden. Irakische Beobachter vermuten, dass die deutsche Botschaft aber nicht das primäre Ziel der Terroristen war, sondern vielmehr die Vertretungen Syriens und Ägyptens, die im gleichen Viertel liegen. Nach Angaben des Außenministeriums in Kairo wurden vier Ägypter verletzt.

Ein weiterer Selbstmordattentäter sprengte sich im Salihija- Viertel unweit der iranischen Botschaft in die Luft. Hier starben laut Augenzeugen Angestellte einer Bank, die in der Umgebung des Botschaftsgebäudes liegt. Zwei Journalisten wurden verletzt, als in dem nahe gelegenen Gebäude der Journalistengewerkschaft die Fensterscheiben barsten.

Die deutsche Botschaft in Bagdad liegt versteckt hinter mehreren hohen Betonwänden. Nach Angaben von Diplomaten ist das Bauwerk die „am besten gesicherte deutsche Botschaft weltweit“. Im Inneren der Botschaftszone schützen deutsche Sicherheitsleute das Gelände, ihnen vorgelagert ist ein weiterer Schutzwall mit irakischem Wachpersonal.

Außenminister Guido Westerwelle verurteilte die Bombenanschläge „auf das Schärfste“, wie sein Ministerium mitteilte. „Meine Gedanken sind bei den Familien und Angehörigen der Opfer. Den Verletzten wünsche ich rasche Genesung. Unsere Solidarität gilt dem irakischen Volk, das wir in seinem Bemühen um Frieden und Demokratie auch weiter unterstützen werden.“

Die spanische Botschaft, die neben der deutschen Botschaft liegt, wurde nach spanischen Medienberichten beschädigt. Erst am Sonnabend waren bei Terrorangriffen südlich von Bagdad 25 Menschen ums Leben gekommen. Ein Sprecher der irakischen Sicherheitskräfte sprach am Sonntag von 17 Getöteten und 140 Verletzten in Bagdad. Augenzeugen sagten jedoch, die Opferzahl sei höher gewesen. Einer der Sprengsätze habe einen Kleinbus mit 21 Insassen in Brand gesetzt.

Nach offiziellen Angaben starben zwei Terroristen in Bagdads südlichem Al-Sajdija-Viertel, als sie versuchten, einen Sprengsatz an einem Fahrzeug zu befestigen. Ein dritter Terrorist sei verletzt worden, hieß es.

Viele Einwohner Bagdads vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Terror und den Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung nach der Parlamentswahl vor vier Wochen. Die Anschläge hätten sich gegen Botschaften von Staaten gerichtet, die sich im Irak politisch „einmischten“ wie Syrien, der Iran und Ägypten, wurde spekuliert. „Alle diese Explosionen sind nur wegen des Streits um die Macht und um die Regierungsbildung“, schrie ein Mann in einer Straße, durch die dichte Rauchschwaden zogen und viele Polizei- und Rettungswagen mit Sirenengeheul rasten.

Die politischen Parteien versuchen derzeit, eine Regierungskoalition zu schmieden. Dabei müssen unterschiedliche politische Strömungen und Glaubensrichtungen unter einen Hut gebracht werden. Wahlsieger Ijad Allawi, der an der Spitze eines säkularen Bündnisses steht, will Nachfolger des amtierenden schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki werden. Doch Al-Maliki, dessen Bündnis den zweiten Platz belegt, will an der Macht bleiben. Er versucht dafür eine Allianz mit den Kurden und den anderen religiösen Schiiten-Parteien zu schmieden.