Die EU war nie eine einfache Gemeinschaft. Zwar berufen sich alle Mitglieder auf europäische Werte, wenn es um konkrete Politik geht, treffen verschiedene Meinungen aufeinander.

Die EU war nie eine einfache Gemeinschaft. Zwar berufen sich alle Mitglieder auf europäische Werte, wenn es um konkrete Politik geht, treffen aber marktliberale Briten auf staatsgläubige Franzosen, in der Buchhaltung kreative mediterrane Länder auf pingelige Deutsche und in ihrem Nachholbedarf mitunter leichtsinnige Neumitglieder auf Besitzstandswahrer.

In strittigen Fragen wie der Griechenland-Rettung eine Lösung zu finden, die von allen uneingeschränkt begrüßt wird, ist deshalb unmöglich. Genauso wie es für Angela Merkel unmöglich ist, es allen recht zu machen. Führt sie nicht, wird ihr Schwäche nachgesagt, setzt sie Entscheidungen durch, wird umgehend deutsche Dominanz beklagt.

Diese Töne sind auch jetzt wieder von London bis Warschau zu hören, zusammen mit dem Vorwurf, eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds an einer Bewahrung Athens vor dem möglichen Staatsbankrott würde der Gemeinschaft als Schwäche ausgelegt.

Die tatsächliche Schwäche der EU und des Euro waren aber vielmehr die laxe Kontrolle von Defizitsündern, mangelnde Sanktionsmöglichkeiten gegen sie und lang anhaltende Vielstimmigkeit gepaart mit Entscheidungsschwäche. Die Tricksereien der Hellenen und die Verfehlungen anderer haben die Spekulationen gegen ganze Volkswirtschaften und die gemeinsame Währung erst möglich gemacht. Sich nun gegebenenfalls einer externen und in solchen Fällen erfahrenen Institution wie dem IWF zu stellen ist eher ein Zeichen von Stärke. Disziplinierend wirken sollte es allemal. Und das muss es auch. Denn über das griechische Defizit darf nicht übersehen werden, dass auch die relativ starken EU-Staaten bis über beide Ohren verschuldet sind - auch Deutschland. Die Füllhörner früherer Jahrzehnte sind leer. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen.