Bei einer blutigen Anschlagsserie in Afghanistan kamen mindestens 35 Menschen ums Leben. Die Taliban haben sich dazu bekannt.
Hamburg/Kandahar. Die südafghanische Stadt Kandahar, im vierten Jahrhundert vor Christus von Alexander dem Großen gegründet, gilt als Hochburg der radikalislamischen Taliban. Hier hatten sie bis zum Einmarsch der US-Truppen 2001 ihr Machtzentrum. Daher ist Kandahar, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz mit gut einer Million Menschen, in das Visier der Nato gerückt, die gerade in der benachbarten Provinz Helmand in einer mit großer Härte geführten Großoffensive die Taliban vertreiben will. Nach Auskunft des US-Oberkommandierenden, General Stanley McChrystal, ist Kandahar als Nächstes an der Reihe, sobald Helmand von den Aufständischen befreit sei.
Die Taliban in Kandahar drückten am Wochenende mit einer blutigen Anschlagsserie ihren trotzigen Widerstandswillen aus. Explosionen von fünf Sprengstoffanschlägen erschütterten fast die ganze Stadt, mindestens 35 Menschen starben, darunter auch etliche Kinder. 57 Menschen wurden verwundet.
Vor allem wurden Gebäude der Regionalregierung attackiert.
Bei einem versuchten Anschlag auf das Haus des örtlichen Polizeichefs wurde stattdessen eine Hochzeitsgesellschaft getroffen - Frauen und Kinder starben, wie der Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, Provinzchef Ahmed Wali Karsai, mitteilte. Die Taliban bezeichneten die Angriffe auf Kandahar als Warnung an die Nato.
Indessen berichtete die Londoner "Times", dass die Nato bei einer gemeinsamen nächtlichen Razzia mit afghanischen Einheiten versehentlich fünf Zivilisten erschossen hätte darunter zwei schwangere Mütter, eine junge Frau und zwei afghanische Beamte. Das Blatt schrieb, anschließend habe die Nato versucht, den Vorfall zu vertuschen. Sie habe bekannt gegeben, die alliierten Soldaten hätten die Frauen bereits tot, gefesselt und geknebelt, aufgefunden.
Die "Times" zitierte jedoch Augenzeugen des Massakers, die beschrieben, wie der afghanische Polizeioffizier Commander Dawud, Chef des örtlichen Geheimdienstes, sein Bruder Saranwal Zahir, ein Staatsanwalt, sowie die fünffache Mutter Bibi Shirin, die elffache Mutter Bibi Saleha und die 18-jährige Gulalai von Gewehrsalven der Angreifer niedergemäht wurden. 25 Mitglieder der Familie waren zu einer Kindstaufe zusammengekommen. Dawuds Mutter sagte, sie habe den Angreifern zugerufen: "Schießt nicht, wir arbeiten für die Regierung", doch da habe sie ihren Sohn schon fallen sehen.