Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen sind am Morgen der Wahl mindestens 15 Menschen bei Anschlägen ums Leben gekommen.

Bagdad. Blutige Anschläge haben am Sonntag die Parlamentswahl im Irak überschattet. Dabei kamen in Bagdad mindestens 15 Menschen ums Leben. Die Aufstandsbewegung sunnitischer Extremisten hatte für den Wahltag mit Gewalt gedroht.

Im Nordosten der irakischen Hauptstadt wurde am Morgen ein zweigeschossiges Wohnhaus mit mehreren Mörsergranaten zerstört. Aus den Trümmern wurden elf Menschen tot geborgen, unter ihnen vier Kinder. Die Polizei hinderte einen Fotografen der Nachrichtenagentur AP an der Bildberichterstattung. Bei weiteren Anschlägen kamen vier Menschen ums Leben. Auch in Richtung der Grünen Zone wurden Granaten abgefeuert, dort befinden sich das Parlamentsgebäude und die US-Botschaft.

Am Wahltag herrschten im ganzen Land verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. In Bagdad bestand ein Fahrverbot. Ausnahmen gab es nur für Autos mit besonderer Genehmigung. Grenzübergänge und der Flughafen wurden weitgehend geschlossen. An mehreren Orten der Hauptstadt wurden zusätzliche Kontrollstellen eingerichtet, in einigen Bezirken im Abstand von 50 Metern.

Bei der zweiten Parlamentswahl seit dem Krieg zum Sturz von Saddam Hussein bewarben sich etwa 6.200 Kandidaten um die 325 Mandate. Wahlberechtigt waren rund 20 Millionen Bürger.

Bereits am Morgen gingen viele Bewohner der Hauptstadt zu ihrem Wahllokal. Nach der Stimmabgabe zeigten sie stolz ihren mit purpurner Farbe markierten Finger. Zu den ersten Wählern in der kurdischen Stadt Sulamanijah gehörte der irakische Präsident Dschalal Talabani.

Bei der Wahl geht es um die Mehrheit zwischen einem radikalen schiitischen Lager auf der einen und einer Gruppe von gemäßigten Parteien auf der anderen Seite. Der amtierende Ministerpräsident Nuri al Maliki tritt mit seiner Dawa-Partei für einen Mittelweg zwischen säkularer und religiös beeinflusster Politik ein.

Bedrängt wird die Koalitionsregierung von der Irakischen Nationalallianz (INA), die als Iran-freundlich gilt. Sie wird angeführt vom Oberstem Obersten Islamischen Rat Iraks (SIIC), der auch von dem antiiamerikanischen Geistlichen Muktada al Sadr unterstützt wird. Auf der anderen Seite steht das Irakija-Bündnis unter Führung des ehemaligen Ministerpräsidenten Ajad Allawi, einem Schiiten, und des sunnitischen Politikers Saleh al Mutlak.

Die US-Streitkräfte sind im Irak noch mit weniger als 100.000 Mann vertreten. Bis zum Ende des Sommers in diesem Jahr sollen es nur noch 50.000 Soldaten sein. 2012 sollen die letzten US-Soldaten abgezogen sein.