Das US-Militär rechnet damit, dass die Offensive in Afghanistan mehrere Wochen dauern wird. Sprengfallen würden das Vorrücken verlangsamen.

Drei Tage ist es her, dass afghanische und westliche Truppen ihre bisher größte gemeinsame Offensive gegen die radikalislamischen Taliban gestartet haben. Und schon jetzt richten sie sich darauf, ein dass Operation „Muschtarak“ („Gemeinsam“) in Mardscha in der südafghanischen Provinz Helmand noch Wochen weitergehen könnte. US-Brigadegeneral Lawrence (Larry) Nicholson sagte dem US-Fernsehsender CBS am Sonntag, sie könne möglicherweise noch 30 Tage dauern. Es werde zwar eine sehr lange und mühsame Aufgabe sein, aber er sei „sehr optimistisch“.

Helmand ist die gewalttätigste Provinz in Afghanistan und Mardscha die letzte Hochburg der Taliban dort. Der Erfolg der Offensive hängt davon ab, ob es den afghanischen Truppen gelingt, die zurückeroberten Gebiete später auch zu halten. Etliche Einheimische bezweifeln dies und haben die US-Truppen zum Bleiben aufgefordert.

Insgesamt kommen die US-Truppen nach eigenen Angaben bisher gut voran, müssen aber viele Gebiete zunächst von Sprengfallen säubern. „Wir machen stetig Fortschritte. Aber die Gegend strotzt vor Sprengfallen, so dass wir die Straßen systematisch absuchen und sichern müssen“, teilte US-Armeesprecher Abraham Sipe von der amerikanischen Marineinfanterie der Nachrichtenagentur Reuters per Email mit. In vielen Gegenden von Mardscha sei den Soldaten kaum Widerstand entgegengeschlagen. „Es gibt Gebiete mit heftigem Widerstand, aber die Marines rücken im ganzen Gebiet stetig vor.“ Sipe wollte sich nicht dazu äußern, wie viele Aufständische bisher getötet oder gefangen wurden. Die Provinzregierung von Helmand sprach von zwölf toten Taliban-Kämpfern.

Am Wochenende hatte die Offensive auch zwölf Zivilpersonen das Leben gekostet. Zwei gegen Aufständische gerichtete Raketen verfehlten nach NATO-Angaben ihr Ziel und trafen ein Wohnhaus. Innenminister Hanif Atmar sagte allerdings, dass unter den Getöteten auch zwei oder drei Aufständische gewesen seien. Nach seinen Angaben hatten sie das Haus eingenommen und daraus die Soldaten beschossen. „Leider wussten unsere Soldaten nicht, dass in dem Haus Zivilisten wohnten“, sagte Atmar.

Um weitere zivile Opfer zu vermeiden, kündigte Atmar in der Provinzhauptstadt Laschkarga an, man werde auf den Einsatz von schwerer Artillerie verzichten und sich täglich mit Stammesältesten über die Operation „Muschtarak“ („Gemeinsam“) beraten. Außerdem wolle die Regierung einen Radiosender im Kampfgebiet installieren, um Zivilisten besser zu informieren. Auch der Kommandeur der Internationalen Schutztruppe ISAF, US-General Stanley McChrystal, sagte bei der Pressekonferenz, man habe bei der laufenden Operation den Schutz der Bevölkerung im Auge.

Angesichts der vorrückenden Truppen bei der Großoffensive fordete Atmar zudem die Taliban erneut zu einem Ende der Gewalt auf. „Heute ist unsere Botschaft an sie (die Taliban) diese: Ihre beste Möglichkeit ist, das afghanische Friedens- und Versöhnungsprogramm zu nutzen“, sagte Atmar. „Sie haben keine Chance, hier zu gewinnen. Das afghanische Volk ist entschlossen zu gewinnen.“ Sollten die Taliban sich zu einer Teilnahme an dem Versöhnungsprogramm entschließen, „werden wir definitiv positiv reagieren“.