Kabul/Berlin. Bei der Nato-Militäroffensive gegen die radikalislamischen Taliban in Südafghanistan sind drei weitere Zivilpersonen getötet worden. Zwei der Opfer liefen auf eine Gruppe von Soldaten zu und ignorierten mehrere Aufforderungen anzuhalten. Die Nato-Schutztruppe Isaf teilte mit, daraufhin hätten die Soldaten das Feuer eröffnet.

Damit wächst die Sorge, dass die Zivilbevölkerung, deren Sicherheit durch die Offensive verbessert werden soll, die Hauptlast der Kämpfe trägt. Erst am Sonntag waren im Zuge der Offensive gegen die Taliban-Hochburg Mardschah zwölf Zivilpersonen bei einem Raketenangriff getötet worden, darunter sechs Kinder. In dem Haus sollen sich zum Zeitpunkt des Angriffs gerade drei Taliban-Kämpfer aufgehalten haben. Gestern wurden zudem bei einem Luftangriff in der benachbarten Provinz Kandahar fünf Zivilisten getötet.

Rund 15 000 Soldaten der Nato und der afghanischen Streitkräfte sind in der Provinz Helmand im Einsatz, um in der Offensive "Muschtarak" ("Gemeinsam") die Taliban aus ihren Hochburgen zu vertreiben. Dies kann aber vermutlich noch Wochen dauern. Auch am vierten Tag der Offensive waren immer wieder die Explosionen von Sprengsätzen und Schüsse zu hören. Die Taliban schienen ihre Gegenangriffe auf die vorrückenden Koalitionstruppen zu verstärken. Bei einem Schusswechsel zwischen Nato-Soldaten und Aufständischen in der Nähe der Stadt Mardschah wurde ein Zivilist tödlich getroffen.

Unterdessen kann die Bundesregierung im Bundestag mit breiter Zustimmung zu ihrer neuen Afghanistan-Strategie rechnen. Neben den Koalitionsfraktionen wollen auch die große Mehrheit der SPD und einige Abgeordnete der Grünen das Mandat unterstützen, das eine Aufstockung des deutschen Kontingents für die Isaf-Truppe von 4500 auf bis zu 5350 Soldaten vorsieht.