London. Echte Rührung oder nur politisches Kalkül? Das britische Fernsehpublikum erlebte am Wochenende ihren sonst so mürrisch dreinblickenden Premierminister Gordon Brown von einer ganz anderen Seite. Angesprochen auf den Tod seiner 2002 an einer Gehirnblutung gestorbenen zehn Tage alten Tochter Jennifer traten ihm die Tränen in die Augen. Erstmals zeigte der Regierungschef, der sonst penibel darauf achtet, sein Privatleben aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, große Gefühle. Doch dass Gordon Brown sich überhaupt in eine Talkshow setzte, in der er sich solchen Fragen stellen musste, machte die Briten eher skeptisch als rührselig. Kämpft er jetzt mit allen Mitteln? Wenige Monate vor der Unterhauswahl im Mai verliert Brown immer mehr an Zustimmung. Nach einer von der "Independent on Sunday" veröffentlichten Umfrage kann die regierende Labour-Partei derzeit mit 29 Prozent der Stimmen rechnen. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als bei einer Befragung vor zwei Wochen. Die oppositionellen Konservativen konnten ihren Vorsprung dagegen um zwei Prozentpunkte auf 40 Prozent ausbauen. Damit würden die Konservativen die Regierung übernehmen.