Kabul. Die bisher größte Offensive gegen die radikalislamischen Taliban im Süden Afghanistans hat in der Nacht zum Sonnabend (MEZ) begonnen. Im Einsatz in der Provinz Helmand sind nach einem Bericht der Nato 15 000 Soldaten unter US-Kommando. Zudem seien Einheiten aus Kanada und Großbritannien und auch afghanische Truppen dabei. Es ist die größte alliierte Operation seit dem Beginn des Afghanistan-Einsatzes Ende 2001. Die seit Langem erwartete Operation "Muschtarak" (Gemeinsam) ziele gegen den Bezirk Mardscha, eine Taliban-Hochburg. Dort hätten sich gut 1000 Kämpfer verschanzt.

Die Zivilbevölkerung sei mit Flugblättern vor dem Angriff gewarnt worden, berichtete der TV-Sender CNN, der Bilder zeigte, wie US-Truppen mit schwerem Gerät vorgehen. Angesichts der seit Längerem erwarteten Offensive waren bereits in den vergangenen Tagen rund 400 Familien aus der Kampfregion geflohen. Zuvor hatten die US-Streitkräfte vor einer Unterstützung der Taliban gewarnt. Auf Flugblättern, im Radio und im Fernsehen wurde die Bevölkerung aufgerufen, die Aufständischen "nicht zu beherbergen und nicht auf eigene Grundstücke zu lassen". "Die Truppen kommen, um Ihnen zu helfen. Wir bringen Frieden", hieß es. Außerdem wurden die Bewohner der Unruheprovinz aufgefordert, die afghanischen Truppen zu informieren, wenn sie selbst gebastelte Sprengsätze entdecken.

Unterdessen plant die Bundesregierung weitere Hilfsmaßnahmen als Entschädigung für den tödlichen Luftschlag im nordafghanischen Kundus. Nach der Ausgabe von rund 1400 Hilfspaketen an bedürftige Familien in der Region würden in einem zweiten Schritt "nachhaltige Projekte" über einen längeren Zeitraum gefördert. Bei dem Bombardement zweier von Taliban entführter Tanklaster waren im September bis zu 142 Menschen getötet worden.