Präsident Ahmadinedschad spricht von “Supermacht im Nahen Osten“. Weißes Haus bereitet neue Uno-Resolution für Sanktionen vor.

Hamburg/Teheran. Er hat die Gelegenheit zur maximalen Provokation genutzt und ihr durch den Anlass noch einen nationalen islamischen Anstrich verliehen. Zielgenau zum 31. Jahrestag der Islamischen Revolution stellte Mahmud Ahmadinedschad gestern sein Land in die Reihe der Atomstaaten: "Hiermit erkläre ich, dass es uns gelungen ist, in Natans die erste Charge von auf 20 Prozent angereichertem Uran herzustellen", rief er Zehntausenden jubelnden Anhängern in Teheran zu.

Dieser Erfolg sei schon zwei Tage nach Beginn der Anreicherungsarbeiten erzielt worden. Man habe die 20-Prozent-Charge "unseren Wissenschaftlern" übergeben. Über die Menge äußerte er sich nicht. Das Uran solle in einer Anlage in Isfahan für die Produktion von Brennstäben genutzt werden.

Ahmadinedschad hatte sein Land schon früher mehrfach als Atomstaat bezeichnet. Nun betonte er, der Iran habe das Know-how, um Uran auf 80 Prozent anzureichern. Damit könne die Atombombe gebaut werden. Dies habe der Iran jedoch nie vorgehabt und werde es auch nicht tun - "anders als ihr (die Weltmächte) sind wir keine Lügner", rief Ahmadinedschad. Er kündigte aber an, die Produktion von angereichertem Uran zu "verdreifachen".

Iran sei nun eine "Supermacht im Nahen Osten und am Persischen Golf", verkündete Ahmadinedschad. Sein Land habe das Potenzial, in allen internationalen Belangen eine größere Rolle zu spielen.

Die Reaktionen kamen prompt. Diesmal zögerte der US-Präsident Barack Obama keine Sekunde lang und trat nur wenige Stunden nach der Bekanntgabe persönlich vor die Presse. "Der nächste Schritt sind Sanktionen", sagte Barack Obama mit grimmiger Miene.

Am Vortag hatte er bereits gesagt, die USA hätten sich "ein Bein ausgerissen", um dem Iran Gesprächsbereitschaft zu zeigen und zu helfen, "wieder in die internationale Gemeinschaft einzuscheren. Aber sie haben sich offenbar anders entschieden." Nach Berichten der "New York Times" wird eine neue Uno-Resolution im Weißen Haus vorbereitet, die Namen von Unternehmen der Iranischen Revolutionsgarden nennt. Diese Garden vor allem sollen durch Sanktionen getroffen werden.

Amerikanische Experten wiesen in der "Washington Post" gestern darauf hin, dass Iran bei seinen Anreicherungsbemühungen seit Ende 2008 eher Rückschläge erlitten habe, wie Daten von Uno-Inspektoren zeigten. Einige von ihnen hielten Ahmadinedschads Drohung eher für "einen Trick, um Irans wirkliche Anreicherungs-Kapazitaten so lange zu verschleiern, bis das Land einen Atomtest machen kann".