Christoph R. (28) kam in einem Hotel in der Hauptstadt Port-au-Prince ums Leben.

Hamburg/Port-au-Prince. Bis zuletzt hatten die Angehörigen des 28 Jahre alten Christoph R. aus Hamburg-Eilbek gehofft. Doch am Wochenende hatten sie traurige Gewissheit. Seine Familie gab den Tod des jungen Hamburgers auf einer Internetseite bekannt. Er ist das erste Erdbebenopfer aus Deutschland, das aus den Trümmern eingestürzter Häuser in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince geborgen wurde. 23 weitere Deutsche werden nach Aussage von Bundesaußenminister Guido Westerwelle noch vermisst.

Christoph R. war für die Hamburger Exportgesellschaft August Harms in dem Karibikstaat unterwegs. Als das schwere Erdbeben die Hauptstadt am Dienstag erschütterte, war er im Hotel Montana, eine der besten Unterkünfte in der Millionenstadt. Zwei seiner Kollegen retteten sich, doch Christoph R. wurde offenbar von einer einstürzenden Betondecke erschlagen. Nadine Cardoso, die deutsche Besitzerin des Hotels, überlebte in einem Hohlraum, schickte per Handy eine SMS und wurde von Rettern entdeckt. Gestern, fünf Tage nach dem verheerenden Beben, wurden mindestens drei Verschüttete lebend gerettet. Doch solche guten Nachrichten sind selten geworden in Port-au-Prince. Der für Hilfsgüter-Transporte zuständige US-General Ken Keen sprach gestern von bis zu 200 000 Erdbeben-Toten.

Millionen Menschen warten weiter auf Wasser und Lebensmittel, der Kampf ums Überleben wird immer brutaler ausgetragen. In Teilen des Landes herrscht Anarchie, Supermärkte werden geplündert. Die Polizei erschoss gestern mindestens einen Plünderer, es gab erste Fälle von Selbstjustiz und Lynchmorde. Wütende Anwohner setzten einen Mann in Brand, den sie beim Stehlen erwischt hatten.

Bei einer Spenden-Aktion im Rahmen der ARD-Talkshow "Anne Will", bei der Stars wie Simone Thomalla, Esther Schweins, Regisseur Detlev Buck oder "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow am Spendentelefon saßen, kamen gestern bis Mitternacht mehr als eine Million Euro für die Haiti-Hilfe zusammen.