Auf das Herz der Deutschen ist Verlass. Als gäbe es nicht eigene Sorgen, etwa die um die persönliche Zukunft in Zeiten einer noch lange nicht ausgestandenen Wirtschaftskrise, öffnen die Menschen in diesem Land ihre Portemonnaies - kaum, dass die Bilder der erschütternden Erdbeben-Katastrophe auf Haiti 24 Stunden alt sind.

Die Nachrichten aus dem bitterarmen Karibikstaat lassen einem in der Tat den Atem stocken. Ein Land, ausgeplündert von blutrünstigen Machthabern, ist nur noch ein einziger Trümmerhaufen. Menschen sterben auf den Straßen. Es fehlt an allem - an Ärzten, an Medikamenten, an Wasser.

Vergessen wir die Klischees vom Karibikparadies. Was wir sehen, ist der Vorhof zur Hölle.

Haiti liegt aber auch im Vorhof der USA, ist Nachbar der Dominikanischen Republik, wo Millionen Deutsche ihren Urlaub an Traumstränden verbringen, gerne "all inclusive". In diesem Fall heißt das: Nach der Hilfe ist vor der Hilfe. Das Land braucht eine politische und wirtschaftliche Perspektive.