Washington. Die USA werden den Jemen im Kampf gegen al-Qaida künftig militärisch und geheimdienstlich intensiver unterstützen sowie ihre Zuwendungen im Rahmen des Anti-Terror-Programms auf 150 Millionen Dollar pro Jahr verdoppeln. Der Jemen rückt damit neu in den Fokus der USA bei ihrem Anti-Terror-Kampf. Nur Pakistan erhielt 2009 mit 112 Millionen Dollar mehr Geld als der Jemen.

Großbritannien hat angekündigt, mit den USA eine polizeiliche Anti-Terror-Einheit im Jemen aufzubauen und die Küstenwache des Landes zu stärken. Der britische Premierminister Gordon Brown und US-Präsident Barack Obama wollen sich zudem im Uno-Sicherheitsrat dafür einsetzen, dass mehr Friedenssicherungstruppen nach Somalia entsandt werden. Die US-Botschaft wurde für Besucher "wegen Drohungen gegen amerikanische Einrichtungen" geschlossen. Auch die britische Botschaft im Jemen wurde geschlossen.

Mit ausschlaggebend dafür ist der missglückte Anschlag auf ein Flugzeug beim Landeanflug auf Detroit. Obama hatte in seiner Radioansprache am Sonnabend den Attentäter Umar Faruk Abdulmutallab erstmals als Instrument der im Jemen operierenden al-Qaida beschrieben: "Sie haben ihn ausgebildet, mit Sprengstoff ausgerüstet und ihn angeleitet, den Jet auf dem Flug nach Amerika anzugreifen." Barack Obama bezog sich offenbar auf den ihm zu Neujahr vorgelegten Bericht der US-Geheimdienste und ihrem eigenen Versagen, Warnsignale zusammenzufügen. Der Präsident hat für morgen die Leiter der 16 Geheimdienstbehörden zum Rapport bestellt, die nach "9/11" mit einem Aufwand von mehr als 40 Milliarden Dollar reformiert und besser vernetzt wurden. Das US-Magazin "Newsweek" meldet, dass Obamas oberster Anti-Terror-Berater John Brennan im Oktober von seinem saudischen Gegenüber Prinz Mohammed Bin Najef vor der neuen Methode, Sprengstoff in die Unterwäsche einzunähen, gewarnt wurde. Der Prinz hatte im August ein Attentat eines Al-Qaida-Terroristen, der eine in die Unterhose eingenähte Bombe trug, nur knapp überlebt.

Die Risiken eines massiven militärischen Engagements im Jemen zeigten sich bei zwei Luftschlägen der USA gegen mutmaßliche Al-Qaida-Lager am 17. und 24. Dezember, bei denen mindestens 23 Kämpfer getötet wurden, darunter angeblich der Führer der al-Qaida im Jemen, Nasser al-Wuhashi. Die Angriffe mit Marschflugkörpern sollen mit jemenitischen Einheiten am Boden koordiniert worden sein. Dabei kamen auch Zivilisten ums Leben, was die lokalen Stammesführer empörte. Auch im Parlament kam es zu Protesten, auf den Straßen zu Demonstrationen gegen die USA. Die Regierung in Sanaa hieß dagegen die neue Hilfsbereitschaft des Westens willkommen. Außenminister Abu Bakr al-Kirbi versprach, der Staat werde härter gegen islamistischen Terror vorgehen.

Die von Washington hastig bekundete neue Freundschaft mit dem Jemen kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie vernachlässigt und von Misstrauen geprägt die Beziehungen seit dem Anschlag auf die "USS Cole" vor bald einem Jahrzehnt waren. Die Regierung in Sanaa war schwach, unfähig dazu, große Landesteile zu kontrollieren, und gegen die Armut und extreme Arbeitslosigkeit etwas zu unternehmen. In dieses ideale Reizklima stieß al-Qaida und tötete am 12. Oktober 2000 mit einer Bombe 17 US-Matrosen auf der "USS Cole". Der Ira-Krieg lenkte Ressourcen und Augenmerk der US-Regierung vom Jemen ab.

Im Jahr 2006 brachen 23 Al-Qaida-Kämpfer, darunter einige, die an dem Anschlag auf die "USS Cole" beteiligt gewesen waren, aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Sanaa aus - mithilfe sympathisierender Sicherheitskräfte, wie Washington argwöhnte. Sie sollen die Keimzelle der heute aktiven "al-Qaida auf der arabischen Halbinsel" bilden. Einige von ihnen sollen an dem Angriff auf die US-Botschaft in Sanaa im September 2008 beteiligt gewesen sein, bei dem 16 Menschen starben. Der Jemen verweigerte die Auslieferung des Planers der "USS Cole"-Attacke an die USA. Es heißt, die Verfassung des Landes verbiete sie.