Haben die US-Behörden zu lang gezögert? Aus dem Jemen sollen sie früh Informationen über geplante Anschläge bekommen haben.

Washington. Es waren Flugpassagiere, die im letzten Moment Umar Farouk Abdulmutallab überwältigten, als er versuchte am ersten Weihnachtstag in einem Flugzeug über Detroit Sprengstoff zu entzünden. Sie mussten dass ausbaden, was US-Behörden möglicherweise versäumt haben. Denn wie jetzt die „New York Times“ berichtet, soll es frühzeitig Hinweise gegeben haben, die im Zusammenhang mit dem vereitelten Anschlag standen. Der Jemen habe die US-Regierung darüber informiert, dass Anführer des jemenitischen al-Qaida-Ablegers über „einen Nigerianer“ gesprochen hätten, der sich auf einen Terroranschlag vorbereite. Zwar sei der Name des Mannes nicht genannt worden, doch wäre diese Information mit denen, die den USA über Abdulmutallab bereits vorlagen, abgeglichen worden, wäre der Zusammenhang offensichtlich gewesen, schreibt die „New York Times“. Sie bezieht sich dabei auf zwei Regierungsbeamte.

Unabhängig von den Hinweisen aus dem Jemen habe die Regierung laut "New York Times" noch mehr Informationen über Abdulmutallab und seine Pläne gesammelt. Viele seien zwar unvollständig und unzusammenhängend gewesen. Doch im Nachhinein betrachtet, hätten sie miteinander in Verbindung gebracht werden und auf den Anschlag hindeuten können.

So war selbst Abdulmutallabs Vater, ein nigerianischer Ex-Minister, nach eigenen Angaben so besorgt über die radikalen Ansichten seines Sohnes, dass er die US-Botschaft in Abuja und die nigerianischen Behörden alarmiert habe. Der Nachrichtensender CNN berichtete jetzt, der Vater habe sogar den US-Geheimdienst CIA gewarnt. Ein CIA-Agent in Nigeria habe nach einem Gespräch mit dem Vater einen Bericht über die radikalislamischen Überzeugungen Abdulmutallabs angefertigt. Der Bericht sei an die CIA-Zentrale in Langley im US-Bundesstaat Virginia geschickt, anschließend aber nicht ausreichend innerhalb der verschiedenen US-Geheimdienste verbreitet worden.

US-Präsident Barack Obama musste angesichts dieser Pannen ein Scheitern der staatlichen Sicherheitssysteme einräumen. Die „katastrophalen“ Sicherheitsmängel seien „vollkommen inakzeptabel“, sagte Obama. Menschliches Versagen und Fehler im System hätten dazu geführt, dass der 23-jährige Abdulmutallab mit hochexplosivem Sprengstoff an Bord des Flugzeugs auf dem Weg von Amsterdam nach Detroit gelangt sei, sagte Obama. „Es scheint, dass diese Information vor Wochen einer Abteilung unserer Geheimdienste mitgeteilt, aber nicht effizient weitergeleitet wurde. Andernfalls hätte der Anschlagsversuch verhindert werden können.“

Um die Fehler im System zu beheben, hat der US-Präsident zwei Untersuchungen angeordnet, die herausfinden sollen, warum gegen Abdulmutallab trotz der Warnungen kein Flugverbot verhängt wurde und wie der Nigerianer den Sprengstoff an Bord der Maschine schmuggeln konnte. Erste Ergebnisse sollten Obama bis Donnerstag präsentiert werden.