Kabul. Der afghanische Präsident Hamid Karsai will in seiner zweiten Amtszeit an zahlreichen bisherigen Ministern festhalten. Dem Parlament legte er am Wochenende seine neue Kabinettsliste zur Bestätigung vor. Die Nominierten seien Experten und hätten gute Arbeit geleistet, sagte Karsais Stellvertreter Mohammed Fahim. Der Präsident steht unter internationalem Druck, Korruption und Missmanagement in der Regierung auszumerzen.

Im Amt bleiben sollen unter anderem die bisherigen Minister für Verteidigung, Inneres und Finanzen. Ihren Posten aufgeben mussten die Chefs von zwei Ressorts, die in Korruptionsaffären verwickelt sein sollen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben gegen mehrere derzeitige und etliche frühere Minister. Abgeordnete haben die Offenlegung der Namen aller Betroffener gefordert.

Der amtierende Außenminister Rangin Dadar Spanta erklärte, Untersuchungen gegen sein Ressort entbehrten jeder Grundlage. Nach Angaben des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Fasel Ahmad Fakirjar wird gegen Spanta selbst nicht ermittelt. Karsai will den Außenminister weiterhin in der Regierung behalten. Eine Entscheidung werde aber erst nach der internationalen Afghanistan-Konferenz im Januar in London fallen.

Karsai betonte, bei Korruptionsvorwürfen werde jeder zur Verantwortung gezogen. Zugleich verteidigte er den Bürgermeister von Kabul, der in diesem Monat wegen Bestechung zu vier Jahren Haft verurteilt wurde. Der Politiker müsse als Sündenbock herhalten, kritisierte Karsai während eines Treffens mit dem belgischen Ministerpräsidenten Yves Leterme.