Mit Sonne ist Mexiko reich und mehr als viele andere Länder gesegnet – ein Energiepotenzial, dass noch so gut wie gar nicht genutzt wird.

Mexiko-Stadt. Doch in Zeiten des Klimawandels denken auch die Mexikaner um. In Mexiko-Stadt, einer der größten Metropolen der Welt, sollen jetzt zum ersten Mal im großen Stil Solarwärmeanlagen zum Einsatz kommen: Auf den Dächern von 25.000 Arbeiterhäusern und gefördert vom Bundesministerium für Umwelt (BMU). Die Ausfallstraße aus Mexiko-Stadt führt zunächst durch Industriegebiet und graue Wohnsiedlungen. Keiner der Bewohner hier nutzt die Sonne. Alle brauchen Gas, um warmes Wasser zu bekommen. Nach etwa einer Stunde Fahrt tauchen Reihenhäuser über Reihenhäuser in orange und gelb auf: die Siedlung Héroes de Tecámac.

„In den letzten 10 Jahren haben wir hier 60.000 Wohneinheiten gebaut“, sagt Jorge Solano, Geschäftsführer der Firma Sadasi, die die Siedlung errichtet hat. Die Häuser sind für in der Privatwirtschaft beschäftigte Arbeiter. Sie zahlen als Teil der Sozialabgaben in die Bausparkasse Infonavit ein. Nur etwa 20 Minuten dauert die Vergabe eines Darlehens für ein Reihenhaus in Tecámac, das etwa 15.000 Euro kostet. Seit zwei Jahren können die Arbeiter ein sogenanntes grünes Darlehen wählen.

Dann bekommen sie Sparlampen und regulierende Wasserzuläufe installiert. Und, je nach Wunsch, eine Solarwärmeanlage für heißes Wasser auf dem Dach. Solche Anlagen machen Sinn: Die Sonne scheint hier auch im Winter kräftig genug, um mit einer zwei Quadratmeter großen Solaranlage eine Großfamilie mit Warmwasser zu versorgen. 25.000 neue Häuser im Großraum der Stadt sollen in den kommenden drei Jahren mit Solarwärmeanlagen ausgestattet werden – mit finanzieller Unterstützung des deutschen Umweltministeriums.

3,1 Millionen Euro gibt das BMU dafür. Das Geld stammt aus den Verkäufen von Emissionsrechten. 2,5 Millionen davon gehen direkt an die Hauskäufer. Eine Solarwärmeanlage für ein einfaches Einfamilienhaus kostet umgerechnet etwa 400 Euro. „Das haben die Leute nach drei bis vier Jahren durch die Einsparungen am Gas wieder raus“, sagt Bernhard Bösl von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ). Etwa ein Viertel der Kosten für eine Solarwärmeanlage bekommen die Arbeiter vom BMU finanziert.

Da die Temperatur in Mexiko-Stadt nicht unter Null Grad sinkt, sind die Anlagen technologisch sehr viel einfacher und damit günstiger, als die, die in Deutschland benutzt werden. Obwohl die Bedingungen ideal sind, gibt es bisher erst 15000 Häuser mit Solarwärmeanlagen in Mexiko-Stadt. Doch bereits 2009 sei die Zahl der Neuinstallationen stark gestiegen. „So langsam beginnt der Boom“, sagt Bösl.

Es fehle noch an Kenntnissen und Erfahrung, sagt Siedlungsbauer Solano. „Wir müssen den Menschen klar machen, dass sie mittelfristig Geld sparen. Die meisten winken ab, wenn sie hören, dass sie zunächst mehr Geld ausgeben müssen“, meint er. Yvonne Pacheco bereut ihre Entscheidung nicht. Sie wohnt seit etwa drei Monaten mit ihrer Familie in Tecámac. „Wir brauchen den Gasboiler, der zur Reserve installiert ist, gar nicht. Das Wasser ist immer warm und reicht für uns vier“, sagt sie. Damit spart sie die Kosten fürs Gas.

Die Gelder des BMU sollen dazu beitragen, das Wissen über die Solarwärmeanlagen zu verbreiten: „Wir hoffen, die Mund-zu-Mund- Propaganda, die hier sehr gut funktioniert, anzukurbeln“, so Bösl. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist jedenfalls gegeben: Die Sonne ist ein Dauerbrenner über Mexiko-Stadt.