Sogar ehemalige Elitesoldaten sind unter den Mördern. Reisewarnung: Auch im Urlaubsparadies Acapulco tobt der blutige Konflikt .

Mexiko-Stadt. Eine Welle blutiger Gewalt überzieht das Urlaubsland Mexiko. Allein am Wochenende starben mehr als 70 Menschen. Auch vor diplomatischem Personal machten die Killer nicht halt: In der Grenzstadt Ciudad Juárez wurden aus einem Auto heraus eine amerikanische Mitarbeiterin des US-Konsulats, ihr Ehemann sowie der Ehemann einer mexikanischen Angestellten erschossen. US-Präsident Barack Obama (48) verurteilte die Bluttat scharf. Die mexikanische Regierung versprach Aufklärung. Insgesamt starben in Ciudad Juárez allein am Sonnabend 19 Menschen. Das Außenministerium in Washington sprach eine Reisewarnung aus und forderte die Beschäftigten von sechs grenznahen US-Konsulaten auf, ihre Angehörigen in Sicherheit zu bringen.

Im Urlaubsort Acapulco am Pazifik wurden am Wochenende 28 Personen getötet, unter ihnen sechs Polizisten. Am Sonntagmorgen kam es in einer Straße des Badeortes zwischen rivalisierenden Drogenbanden zu einer Schießerei, bei der zehn Menschen getötet wurden. Beamte fanden zudem acht von Kugeln durchsiebte Leichen. Auch in anderen Gebieten des Bundesstaates Guerrero, in dem Acapulco liegt, wurden bei Schießereien weitere Menschen getötet und manche von ihnen enthauptet. Außerdem wurde ein entführter Journalist tot entdeckt.

Im südlichen Bundesstaat Chiapas griffen Unbekannte Einrichtungen der Staatsanwaltschaft aus Fahrzeugen mit Handgranaten an. Dabei wurde einer der Angreifer getötet, weil eine Granate noch im Auto explodierte. In dem nördlichen Bundesstaat Sinaloa starben acht Menschen, als Bewaffnete eine Geburtstagsfeier in der Ortschaft Navolato überfielen. In Mexiko-Stadt lieferte sich ein Krimineller eine Verfolgungsjagd mit der Polizei. Er raste in ein Restaurant und tötete dabei einen Gast.

Im Krieg der Drogenkartelle untereinander und des Staates gegen die Banden sind in ganz Mexiko im vergangenen Jahr mehr als 7000 Menschen ums Leben gekommen. Brennpunkte der Auseinandersetzungen sind vor allem die nördlichen Bundesstaaten, die an die USA angrenzen, aber auch die mexikanische Hauptstadt-Region und die sie umgebenden Bundesstaaten. Doch selbst in Reynosa im Osten des Landes sind nachts nun häufig Schüsse zu hören. Die Gewalt ist aufgeflammt, seit das Bündnis zweier Drogenkartelle zerbrochen ist. Jahrelang sah es so aus, als könnte dieser Teil des Landes dem blutigen Drogenkrieg entgehen. Im Osten des Grenzgebiets blieb es lange ruhig. Damit ist es vorbei. Mindestens 49 Opfer zählten die Behörden in den Städten entlang der Grenze zwischen Matamoros am Golf von Mexiko und Nuevo Laredo.

Bis Anfang des Jahres war das Drogengeschäft fest in der Hand eines Bündnisses zweier Banden, die sich "Die Firma" nannten. Das "Golfkartell" und die "Zetas" hatten sich zusammengeschlossen, der Schmuggel verlief einträglich, nach außen hin aber relativ ruhig, wie Will Glaspy von der US-Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) erklärt. Bei den "Zetas" handelt es sich um ehemalige Elitesoldaten, die zunächst für das "Golfkartell" als Killer arbeiteten und später ihre eigene Bande gründeten. Mit der Einigkeit war es vorbei, als im Januar ein Mitglied der "Zetas" getötet wurde - vermutlich, weil es das Territorium des "Golfkartells" betreten hatte, ohne dies richtig anzumelden. Die "Zetas" verlangten die Auslieferung des Mörders. Als das "Golfkartell" diese verweigerte, begannen die Kämpfe.

Ob die jüngsten Vorkommnisse im Nordosten nur der Auftakt eines Krieges sind oder ob die Banden es bei den bisherigen Attacken bewenden lassen, ist unklar. Die Hoffnung, beide Banden könnten wieder Frieden schließen, wurde rasch enttäuscht. Ein Transparent forderte Präsident Calderón vergangenes Wochenende dazu auf, die Soldaten aus Reynosa abzuziehen. Unterzeichnet war es von drei Banden, die sich gegen die "Zetas" zusammengeschlossen haben.