Israel prangert Iran als Kriegstreiber an. Auch die Hamas im Gazastreifen stockt ihre Arsenale mit neuen Raketen auf.

Hamburg/Jerusalem. Kürzlich erfassten israelische Radarstellungen den Start einer Rakete im äußersten Norden des Gazastreifens. Wo der Flugkörper genau im Mittelmeer einschlug, konnte nicht festgestellt werden, denn die radikalislamische Hamas hatte sich stürmisches Wetter mit rauer See ausgesucht, um den Einschlag in den Wellen zu verbergen. Doch es konnte eine Flugstrecke von mindestens 60 Kilometern ermittelt werden. Damit verfügt die Hamas über eine neue Rakete, die die israelischen Städte Rishon Letzion, Bat Yam und Holon erreichen kann - möglicherweise sogar Tel Aviv. Generalmajor Amos Yadlin, Chef des Militärgeheimdienstes, berichtete zudem dem Verteidigungsausschuss der Knesset, dass das Raketenarsenal der Hamas jetzt sogar größer sei als während der israelischen Militäroffensive "Gegossenes Blei" am vergangenen Jahreswechsel.

Zusammen mit dem spektakulären Waffenfund auf dem deutschen Frachter "Francop" 160 Kilometer von der israelischen Küste entfernt ergibt sich ein beunruhigendes Bild.

Sowohl die Hamas im Gazastreifen als auch die schiitische, von Syrien und dem Iran unterstützte Miliz Hisbollah im Süden Libanons stocken ihre Arsenale für den nächsten Waffengang mit der israelischen Armee auf.

Der Fund auf der "Francop", die der in Neu Wulmstorf bei Hamburg ansässigen Reederei Gerd Bartels gehört, aber unter der Flagge von Antigua fährt, war schon erheblich: Die israelischen Spezialkommandos fanden in 36 Containern rund 3000 Raketen der Kaliber 122 und 107 Millimeter, unter anderen des berüchtigten Typs "Katjuscha", panzerbrechende Artilleriegranaten, Sprengstoff, Handgranaten und Munition für Kalaschnikow-Sturmgewehre. Insgesamt 300 Tonnen. Wenn man bedenkt, dass die Hisbollah während des 33 Tage dauernden Krieges mit der israelischen Armee im Sommer 2006 insgesamt 4000 Raketen auf Israel abfeuerte, dann erklärt sich die Besorgnis der Regierung in Jerusalem.

Die "Francop", deren polnischer Kapitän, der für das zyprische Cargo-Unternehmen UFS unterwegs war, nach eigenem Beteuern ebenso wenig etwas von der brisanten Fracht wusste wie Eigner Bartels, war nach israelischen Angaben vom ägyptischen Damiette unterwegs zum syrischen Hafen Latakia. Dort, so die Vermutung, sollte die Waffenfracht auf einen Landtransport in den Libanon umgeladen werden.

Während die Hisbollah umgehend dementierte, irgendetwas mit den Waffen zu tun zu haben, zitierte die israelische Zeitung "Maariv" ein Mitglied des Sicherheitskabinetts in Jerusalem mit dem Stoßseufzer "Das Schiff ist ein Geschenk des Himmels."

Denn nun könne Israel der Welt zeigen, mit wem man es zu tun habe und dass sich Israel gegen einen grimmigen Terrorismus verteidigen müsse. Samthandschuhe seien da fehl am Platze. Dies wiederum war eine Steilvorlage für die Gegner Israels, die umgehend streuten, der israelische Geheimdienst habe die ganze Sache inszeniert, um die Hisbollah und den Iran in Misskredit zu bringen und aggressive Handlungen zu rechtfertigen.

Doch die israelische Regierung erklärte, Dokumente an Bord des Schiffes sowie Geheimdiensterkenntnisse belegten klar, dass die Waffen auf der "Francop" weitgehend aus dem Iran stammten - nur die 122-Millimeter-Granaten waren russischer Herstellung - und für die Hisbollah gedacht gewesen. Seit Monaten versucht Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, eine internationale Front gegen den Iran zusammenzuzimmern. Jetzt sagte er: "Der Iran schickt diese Waffen Terrorgruppen, damit sie israelische Städte angreifen und Zivilisten töten. Es ist Zeit, dass die internationale Gemeinschaft Druck auf den Iran macht, die kriminellen Aktivitäten stoppt und Israel unterstützt, wenn es sich gegen Terrorismus und dessen Sponsoren wehrt."