Er ist erst 23 Jahre alt, aber sein Vater ist der Präsident. Der Karrieresprung von Jean Sarkozy löst eine Welle der Empörung aus.

Paris. Er ist erst 23, aber Papa ist nun mal der Präsident: Die Ernennung von Jean Sarkozy zum Chef einer Behörde, die Milliardenaufträge abwickelt, sorgt in Frankreich für Empörung. Die Opposition spricht angesichts des erstaunlichen Karrieresprungs des Sohnes von Staatspräsident Nicolas Sarkozy von Vetternwirtschaft und sieht die Grundwerte der Republik bedroht. Sarkozy Junior ist der designierte Chef der Behörde EPAD, die das wirtschaftlich bedeutende Geschäftsviertel La Défense westlich von Paris verwaltet.

„Nur weil er Sarkozy heißt, wird ein Jurastudent im zweiten Studienjahr für die Spitze der EPAD nominiert“, sagte der sozialistische Abgeordnete Arnaud Montebourg. „Das ergibt gar keinen Sinn. Das zerstört den Geist der Republik“, sagte Montebourg dem Radiosender RMC-Info. Posten müssten nach Qualifikation und Leistung vergeben werden.

„Aber was ist die Leistung von Herrn Sarkozy – außer der Sohn seines Vaters zu sein?“ Auch die frühere sozialistische Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal zeigte sich angesichts der Nominierung „schockiert“. Sie sprach von Vetternwirtschaft und sah die Grundwerte der Republik bedroht. Die EPAD ist eine öffentlich-rechtliche Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die sich um die Entwicklung des Geschäftsviertels La Défense kümmert. In diesem Viertel nahe dem Triumphbogen und den Champs Elysées haben viele französische Großkonzerne wie der Atomriese Areva, der Erdölkonzern Total und die Großbank Société Générale ihren Sitz.

Führende Vertreter der regierenden Konservativen wiesen den Vorwurf des Nepotismus jedoch zurück. Patrick Balkany Bürgermeister, Abgeordneter und ein enger Verbündeter von Sarkozy Senior, verteidigte die Personalie. Die Berufung habe nichts damit zu tun, dass Jean Sarkozy der Sohn seines Vaters sei, erklärte er. Der scheidende EPAD-Chef und Minister für wirtschaftlichen Aufschwung, Patrick Devedjian, erklärte, Sarkozy werde das nötige Handwerkszeug dann in seinem neuen Job erlernen. „Er ist ein intelligenter Kerl“, sagte Devedjian dem Sender Radio Classique. Er habe über die Personalentscheidung auch mit dem Staatspräsidenten gesprochen, erklärte der Minister.

Jean Sarkozy, der ein Mandat im Kreistag des Départements Hauts-de-Seine innehat, soll bei der nächsten EPAD-Aufsichtsratssitzung am 4. Dezember zum neuen Chef gewählt werden.