Die Runde der 20 stärksten Industrie- und Schwellenstaaten soll zur Weltwirtschaftsregierung werden.

Hamburg/Pittsburgh. So mancher der Staats- und Regierungschefs im amerikanischen Pittsburgh hatte vielleicht darauf gehofft, dass sich die deutsche Delegation wahlkämpfend zerstreiten werde. Doch daraus wurde nichts - und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) fochten die deutsche Position gemeinsam durch.

Mit Erfolg: Der Gipfel der 20 stärksten Industrie- und Schwellenstaaten der Welt einigte sich am Freitag auf strengere Regeln zur Begrenzung von Managergehältern. Vor allem die deutsche und die französische Regierung hatten dies vorangetrieben - gegen den Widerstand der USA und Großbritanniens. Künftig sollen internationale Aufsichtsbehörden den Geldinstituten vorschreiben können, dass sie bei zu riskanten Vergütungsregeln zum Ausgleich mehr Eigenkapital hinterlegen müssen. Auf diese Weise soll das Risiko abgemildert werden, dass Hasardeure in den Führungsetagen aus Profitstreben ihre und andere Unternehmen gefährden. Übermäßige Boni gelten als einer der Auslöser der Finanzkrise.

Zudem sollen Managergehälter abhängig gemacht werden vom Gewinn des Unternehmens. Jedes Land soll dazu bis Ende des Jahres entsprechende Regeln aufstellen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem Erfolg in Pittsburgh, den "wir mit unserem Druck erreicht haben". Es dürfe künftig nicht mehr passieren, dass Banken "Staaten erpressen können".

Erwartungsgemäß konnte sich Deutschland aber nicht mit seiner Forderung nach einer Finanzmarktsteuer durchsetzen. Die Steuer sollte die immensen Kosten für die Finanzkrise teilweise auf die Banken abwälzen. Merkel will auf dem Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember weiter dafür kämpfen.

In Pittsburgh wurde ferner beschlossen, dass das G20-Forum die Gruppe der acht führenden Industriestaaten (G8) offiziell als Gremium für globale Wirtschaftsfragen ablösen soll. Das neue Format soll den wachsenden Einfluss von Staaten wie China, Indien, Brasilien oder Indonesien widerspiegeln, die auf G8-Konferenzen bislang kein Stimmrecht besaßen. Die G20 repräsentiert rund 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft. Merkel sprach bereits von einer Art "Weltwirtschaftsregierung".

Ein Sprecher von US-Präsident Barack Obama erklärte, die größere Runde sei notwendig geworden, "um eine stärkere, ausbalancierte Weltwirtschaft aufzubauen, das Finanzsystem zu reformieren und das Leben der Ärmsten zu verbessern".