Die angesehene “La Repubblica“ stellt nur Fragen. Doch das hält der affärengeplagte Premier Silvio Berlusconi für Verleumdung.

Rom. Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi (72), seit Monaten gebeutelt durch Berichte über angebliche Sex-Affären und wilde Partys, geht jetzt juristisch in die Offensive: Vor einem Gericht in Rom strengt der Milliardär und Medienmogul einen Prozess gegen die linksliberale Zeitung „La Repubblica“ an und fordert eine Million Euro Schadenersatz. Hintergrund sind die jeden Tag von dem römischen Blatt in einem Kasten veröffentlichten „zehn Fragen“ an den Regierungschef, die dieser für diffamierend hält. Die Zeitung berichtete selbst über das anstehende Verfahren.

„La Repubblica“ will in dem Fragenkatalog etwa wissen, wann Berlusconi die junge Noemi Letizia kennen gelernt hat, und ob er Kontakt zu anderen Minderjährigen gehabt habe oder noch immer habe. Was ihn dazu gezwungen habe, über Monate hinweg „nicht die Wahrheit zu sagen“ und vier verschiedene Versionen zum „Fall Noemi“ zu liefern? Nachgefragt wird auch nach Berlusconis angeblichen Treffen mit einem Callgirl und ob ihn das nicht als Regierungschef erpressbar machen könnte. Die zehnte Frage zielt darauf ab, wie es ihm nach alledem gesundheitlich geht.

„Erstmals in der Geschichte der italienischen Medien landen die Fragen einer Zeitung vor dem Richter“, so meinte „La Repubblica“ am Freitag ironisch. Berlusconi argumentiert, die Fragen seien Phrasen, die auch gar keine Antworten verlangten, sondern „wahre Umstände“ suggerieren wollten. Der Premier hatte wiederholt betont, zwar „kein Heiliger“ zu sein, dabei allerdings keine Beziehungen zu Minderjährigen gehabt und auch niemals für Sex bezahlt zu haben. Seine Frau will sich von ihm scheiden lassen.