Die Yale University hat eine Untersuchung des Karikaturen-Streits des Jahres 2005 als Buch veröffentlicht, gezeigt werden diese aber nicht.

Hamburg. Die Yale-Universität im US-Bundesstaat Connecticut gehört zu den renommiertesten Bildungseinrichtungen der Welt. Gegründet wurde sie 1701, um Führungspersönlichkeiten auszubilden. Das hat bestens funktioniert - stellvertretend genannt für die zahllosen prominenten Absolventen seien nur George Bush Vater und Sohn sowie Bill Clinton, aber auch der frühere Bundespräsident Karl Carstens. Yale, ausgestattet mit einem immensen Stiftungsvermögen von 20 Milliarden Dollar, hat sich dem Motto "Lux et Veritas" verschrieben - "Licht und Wahrheit".

Die Strahlkraft dieses Lichtes wirkt derzeit allerdings ein wenig gedämmt. Nicht weniger als "Feigheit und Zensur" wirft die Vereinigung der US-Universitätsprofessoren der drittältesten Alma Mater der USA vor. Grund: Der Verlag der Lehranstalt, Yale University Press, hat eine wissenschaftliche Untersuchung des Karikaturen-Streits des Jahres 2005 als Buch veröffentlicht.

Die gebürtige Dänin Jytte Klausen, die als Professorin Politikwissenschaft an der Brandeis-Universität in Massachusetts lehrt, analysiert darin akribisch Ursachen und Folgen des Aufruhrs in der islamischen Welt, nachdem die dänische Zeitung "Jyllands Posten" zwölf Karikaturen zum Thema Islam veröffentlicht hatte, bei denen der Prophet Mohammed dargestellt wurde. Bei dem weltweiten Protest hatte es Tote gegeben.

"The Cartoons, that Shook the World", die Karikaturen, die die Welt erschütterten, ist also ein umfangreiches Werk über die umstrittenen Zeichnungen - allerdings ohne diese zu zeigen.

Vor Drucklegung des Buches hatte Yale nämlich rund zwei Dutzend Islam-Experten dazu angehört, von denen etliche dazu geraten hatten, die Zeichnungen nicht zu drucken - aus Angst vor islamischer Gewalt. Und der Verlag verzichtete auch auf alle sonst vorgesehenen Illustrationen wie einen Stich des genialen Gustave Doré aus dem 19. Jahrhundert zum Thema "Dantes Inferno", bei dem auch Mohammed schmort. Auch alte Drucke aus dem Osmanischen Reich und sogar einige Kinderbuch-Illustrationen wurden ersatzlos gestrichen. Selbst die meisten Namen der befragten Experten wurden aus Furcht geheim gehalten. "Man kann sich auf Gewalt gefasst machen, wenn irgendeine Darstellung des Propheten veröffentlicht wird. Das würde Unruhen auslösen, von Indonesien bis Nigeria, sage ich voraus", hatte Ibrahim Gambani, ein Spitzenberater der Uno geunkt.

"Mein Buch ist ein akademisches Werk mit Fußnoten, und die Vorstellung, dass es einen Bürgerkrieg in Nigeria auslösen könnte, ist einfach lächerlich", sagte eine empörte Jytte Klausen, die schon einmal ein Fachbuch über den Islam veröffentlicht hat, der Londoner "Times". "Mein Buch ist zum Teil einer Schlacht über die Grenzen der Meinungsfreiheit geworden."

Cary Nelson, Präsident der Amerikanischen Vereinigung der Universitätsprofessoren, wurde noch deutlicher: ",Wir verhandeln nicht mit Terroristen - wir beugen uns gleich ihren erwarteten Forderungen' -, das ist die neue politische 1Position bei Yale University Press."