Die US-Regierung erwägt einem Zeitungsbericht zufolge die Verlegung von Häftlingen aus dem Lager Guantánamo auf Kuba in ein Spezialgefängnis in den USA.

Washington. Wie die "Washington Post" unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, soll es in dem Hochsicherheitsgefängnis auch Gerichtssäle für Strafprozesse und Wohnbereiche geben. In dem Spezialgefängnis sollen Häftlinge einsitzen, die bislang ohne Prozess und auf unbestimmte Zeit festgehalten werden, aber auch solche, deren Unschuld als erwiesen gilt, für die aber kein Aufnahmeland gefunden wird. Dem Bericht zufolge sollen in der Haftanstalt zudem Strafprozesse, aber auch die umstrittenen Militärkommissionen abgehalten werden können.

Das Gefängnis soll demnach von drei US-Ministerien betrieben werden. Das Verteidigungs-, das Justiz- und das Heimatschutzministerium sollen dabei für unterschiedliche Insassen zuständig sein. Als mögliche Haftanstalten kommen der "Washington Post" zufolge ein Militärgefängnis in Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas und ein Hochsicherheitsgefängnis im Bundesstaat Michigan infrage. US-Präsident Barack Obama will Guantánamo bis Januar 2010 schließen.

Die US-Bürgerrechtsbewegung ACLU kritisierte das Vorhaben als "verfassungswidrig und unnötig". "Die Schließung von Guantánamo wird nur eine leere Geste sein, wenn wir es lediglich auf dem Land unter einem anderen Namen wieder eröffnen", sagte der ACLU-Anwalt Jameel Jaffer. Mit jeder Einrichtung, die eine unbegrenzte Haft ohne Anklage oder Gerichtsverfahren erlaube, würden die Probleme fortbestehen, die Obama zur Schließung des Lagers bewogen hätten.