Dass Ayatollah Rafsandschani, Leiter des einflussreichen Expertenrats, beim wichtigsten Freitagsgebet in Teheran offen von einer Krise spricht, zeigt: Auch durch das Lager der Mullahs führt ein tiefer Riss.

Die iranische Führung steckt in einem Dilemma: Ihre "islamische Republik", geboren aus Khomeinis Revolution, soll ein Exportartikel für andere Staaten der islamischen Welt sein, eine Alternative zum verachteten westlichen "Materialismus". Deshalb darf kein Wahlfälschungsvorwurf diesen Gottesstaat beschmutzen; deshalb sind alle Unruhen angeblich "von außen" gesteuert.

Aber die Führung verliert ihr "gütiges, klerikales" Gesicht, wenn sie Gläubige vor und nach dem Freitagsgebet verhaftet, mit Knüppeln und Tränengas verfolgt. Gerade die Freitagsgebete sind seit der Revolution Instrumente der Politisierung, um Unmut zu artikulieren oder Massen zu mobilisieren. Die Opposition weiß das. Auf Dauer wird die islamische Republik an ihren eigenen Mitteln ersticken.