Russland trägt eine harte Gangart gegen Teheran mit. US-Präsident Barack Obama will Schmuggel mit Uran und Atomtechnologie bekämpfen.

L'Aquila/Hamburg. Nach außen war alles ganz locker. Der G8-Gipfel in L'Aquila war zwar immer noch eine Hochglanzveranstaltung, aber doch etwas "normaler" als viele seiner Vorgänger. Gewaltsame Proteste militanter Globalisierungsgegner blieben fast aus. Nicolas Sarkozy joggte am Rande des Tagungszentrums. Alle Teilnehmer zeigten sich ausgiebig und medienwirksam zu allerlei Scherzen aufgelegt. Barack Obama entspannte sich beim Basketball: Noch in Anzug und Krawatte zielte der US-Präsident nach den G8-Sitzungen auf den eigens für ihn aufgehängten Korb - und traf sogar, wie ein Zuschauer berichtete. Obama, lobten italienische Medien, habe beim Training eine gute Figur gemacht.

Und nicht nur beim Training: Bei diesem Gipfel war der US-Präsident die treibende Kraft, ein Weltpolitiker mit dem Anspruch, andere auf einen gemeinsamen Weg zu bringen. Die wichtigsten Industrienationen fordern den Iran ultimativ auf, bis September seine Atompolitik zu ändern - diese überraschend einhellige harte Haltung der G8 wäre nicht zustande gekommen ohne Obamas vorherige Abstimmung mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew.

Der Iran-Beschluss wurde gestern nach dem gemeinsamen Abendessen der G8-Staats- und Regierungschefs bekannt - das Thema Iran habe nahezu den gesamten Meinungsaustausch beherrscht, hieß es aus Delegationskreisen.

relatedlinksDer Beschluss zeigt, dass die G8-Staatenrunde die Geduld mit dem Iran zu verlieren scheint. "Wir haben uns bemüht hinzunehmen, dass die Sanktionen nicht direkt verschärft werden", sagte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad werde im August seinen Amtseid ablegen und eine Regierung bilden. Bis September gebe es dann einen Monat Zeit. "Wenn es bis dahin keine Fortschritte gibt, werden wir Entscheidungen treffen müssen", sagte Sarkozy. "Es ist an ihnen (den Iranern), die Entwicklung der Dinge zu bestimmen."

Obama stellte bei dem Abendessen auch erstmals detaillierte Pläne für seine geplante Nuklearkonferenz vor. Schon im März 2010 sollen die Staats- und Regierungschefs von bis zu 30 Ländern in Washington zusammenkommen. Der Präsident werde nach seiner Rückkehr in die USA persönliche Einladungen an die Staats- und Regierungschefs von 25 bis 30 Staaten schicken, sagte sein Sicherheitsberater.

Auf dem Gipfel sollen Mittel und Wege gesucht werden, Staaten wie etwa den Iran und Nordkorea am Bau von Atomwaffen zu hindern. Ergänzend teilte das Weiße Haus in Washington mit, die Konferenzteilnehmer sollten zunächst ein Konzept erarbeiten, wie beispielsweise der Schmuggel mit angereichertem Uran und Technologie bekämpft und Nuklearterrorismus abgewehrt werden können. Teilnehmen sollten alle Staaten, die mit dem Thema der nuklearen Aufrüstung konfrontiert sind. Russland könne Gastgeber eines Folgegipfels sein.

Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßte den Plan. "Ich glaube, hier liegt eine der größten Gefahren der Welt", sagte sie. Im Falle des Iran hoffe sie, dass Teheran ohne Strafen einlenken werde. "Sanktionen sind das schlechtere Mittel, wir wollen ja eine Lösung des Problems."

Ebenso wie Sarkozy setzt sich Merkel für eine Erweiterung der G8-Gruppe ein. "Die G8 sind nicht mehr repräsentativ genug, um auf die Wirtschaftskrise zu antworten", sagte Sarkozy gestern. Große Schwellenländer wie China und Indien müssten dauerhaft hinzugezogen werden.