Historischer Tag für die Iraker: Die amerikanischen Soldaten haben sich gestern - mehr als sechs Jahre nach Beginn der US-geführten Invasion - aus den Städten und Dörfern des arabischen Landes zurückgezogen.

Bagdad. - Mit Musik, Ansprachen und Auto-Corsos feierten die Menschen in Bagdad das Ereignis. Das staatliche Fernsehen zählte die letzten Minuten bis zu diesem Ereignis in einem Countdown herunter. In Bagdad und in Kerbela wurden Süßigkeiten auf den Straßen verteilt. Polizeibeamte fuhren mit blumengeschmückten Autos durch die Stadt. Die Regierung erklärte den gestrigen Dienstag zum "Tag der nationalen Souveränität".

Überschattet wurden die Feierlichkeiten von einem neuen blutigen Terroranschlag in der nordirakischen Stadt Kirkuk: Mindestens 30 Menschen starben, als eine Bombe auf einem Markt in einem vorwiegend von Kurden bewohnten Viertel explodierte. 45 weitere Menschen wurden nach Angaben der örtlichen Polizei verletzt. Bereits Wochen vor dem US-Abzug hatte die Zahl der Anschläge deutlich zugenommen.

Der vollständige Abzug der momentan noch rund 134 000 US-Soldaten aus dem Irak ist für Ende 2011 geplant. Präsident Dschalal Talabani bezeichnete den Abzug als Beginn eines neuen Kapitels der irakischen Geschichte und dankte den USA und ihren Verbündeten dafür, dass "sie dem Irak geholfen haben, eine der abscheulichsten Diktaturen loszuwerden".

Kurz vor dem Rückzug verlor die US-Armee noch fünf Soldaten im Kampf gegen Aufständische. In Bagdad wurden laut US-Militärkommando vier von ihnen am Montag getötet, ein fünfter starb bereits am Sonntag. Seit dem US-Einmarsch im März 2003 wurden insgesamt mehr als 4300 US-Soldaten und mehrere zehntausend Iraker getötet.