Der taumelnde US-Autogigant General Motors will in der Insolvenz um sein Überleben kämpfen.

Detroit

HA

Zwei Tage nach der Grundsatzeinigung über eine Herauslösung seiner deutschen Tochter Opel reichte der einst weltgrößte Autobauer gestern wie erwartet den Antrag auf Gläubigerschutz bei einem Konkursgericht in New York ein. 101 Jahre nach seiner Gründung will sich das ehemalige Symbol amerikanischer Wirtschaftsstärke nun unter Kapitel 11 des Insolvenzrechts und mit einer Mehrheitsbeteiligung der Regierung sanieren. Opel und andere GM-Auslandsteile seien nicht Teil des Verfahrens, teilte der hoch verschuldete Detroiter Konzern mit.

Mit Vermögenswerten über rund 82 Milliarden Dollar ist die GM-Insolvenz die größte in der US-Industrie und die drittgrößte in den Vereinigten Staaten überhaupt. Die Verbindlichkeiten beliefen sich laut den Gerichtsunterlagen Ende März auf rund 173 Milliarden Dollar. Nach dem Insolvenzantrag des Rivalen Chrysler vor rund einem Monat arbeiten damit zwei der großen drei US-Autobauer unter Gläubigerschutz. Ford will dagegen ohne Staatshilfen durch die Krise auf dem Automarkt steuern.

GM wird nach dem Insolvenzantrag mit 60 Prozent mehrheitlich dem US-Staat gehören und auf zukunftsträchtige Teile wie die Marken Chevrolet, Cadillac und Buick reduziert sein. Die US-Regierung verfolgt dabei einen ehrgeizigen Zeitplan: In 60 bis 90 Tagen soll GM die Insolvenz durchfahren und sich mit der Trennung von unrentablen Teilen verschlanken. Dem Vernehmen nach sollen der Umstrukturierung rund 21 000 Arbeitsplätze bei GM zum Opfer fallen, das ist rund ein Drittel der Belegschaft. Präsident Barack Obama sagte am Wochenende: "Ich hätte es vorgezogen, mich ganz herauszuhalten. Aber dann hätten wir eine Abwicklung erlebt, einen Konkurs, in dem ein riesiges Gebilde mit enormer Bedeutung für unsere Wirtschaft in seine Einzelteile zerbrochen worden wäre."

Die Regierung rechnet damit, dass GM nach Finanzspritzen von fast 20 Milliarden weitere 30 Milliarden Dollar benötigt. In enger Absprache mit der sogenannten Auto-Taskforce der US-Regierung will General Motors nun dem Chrysler-Vorbild folgen und sich aufspalten. Voraussetzung waren Zugeständnisse der Gläubiger und der Arbeitnehmervertreter.

Der gesunde Teil des Unternehmens soll an neue Eigentümer übertragen werden. Dies sind der Staat im Verbund mit Gewerkschaften und der "alten GM", die 10 Prozent Anteile behalten dürfte.

Der Plan für eine Sanierung von GM unter Insolvenzrecht sei "machbar und realistisch", sagte Obama. Er wolle dafür sorgen, dass GM rasch aus der Insolvenz komme und nicht "endlos" dem Staat zur Last falle.

Obama betonte, dass die Regierung ihren Mehrheitsanteil an General Motors so bald wie möglich wieder abgeben will. Der Konzern werde weiterhin von seinen Managern gelenkt und nicht von Beamten, beteuerte der Präsident. Die Regierung werde allenfalls bei den "fundamentalsten Unternehmensentscheidungen" von ihren Rechten als Mehrheitsaktionär Gebrauch machen.

In seiner kurzen Ansprache im Weißen Haus würdigte der US-Präsident ausdrücklich den Einsatz der Bundesregierung zur Rettung von Opel. "Ich will der deutschen Regierung danken, die mit Nachdruck an der Vereinbarung gearbeitet hat", sagte Obama.