Verdachtsfälle jetzt auch in Europa und Neuseeland. Deutsche Behörden aktivieren Notfall-Pläne. Warnungen vor Panik.

Hamburg. Der Ausbruch der Mexiko-Grippe in Mexiko, an der bisher mehr als 80 Menschen gestorben sind, hat weltweit große Sorgen ausgelöst. Die amerikanische Regierung rief gestern Abend nach dem Übergreifen des neuartigen Erregers auf die USA den öffentlichen Gesundheitsalarm aus. Was Experten beunruhigt: Das gefährliche Virus kann auch von Mensch zu Mensch direkt übertragen werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von einem Gesundheitsnotfall internationalen Ausmaßes. Der Erreger vom Typ A/H1N1 habe die "Potenz, eine weltweite Grippewelle (Pandemie) auszulösen", sagte Prof. Jörg Hacker, Chef des Robert-Koch-Instituts in Berlin, gegenüber dem Abendblatt. Für den Fall eines Ausbruchs der Grippe in Deutschland bereiten sich die Behörden anhand der vorhandenen Notfallpläne vor. Eine Reisewarnung in die betroffenen Gebiete hat die Bundesregierung bislang nicht ausgegeben. Reisende sollten aber "die Medienberichterstattung aufmerksam verfolgen".

Von den bislang 86 Grippe-Toten in Mexiko steht inzwischen bei 20 fest, dass sie dem neuartigen Erreger zum Opfer fielen. Bei mehr als 1300 Kranken wird noch untersucht, ob ein Zusammenhang zu der Mexiko-Grippe besteht.

Das US-Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) teilte mit, es seien 20 Krankheitsfälle bestätigt worden, darunter acht Schüler eines Privatgymnasiums in New York. In Kanada erkrankten sechs Menschen. Allerdings ist bislang kein Patient gestorben. Auch in Europa gibt es erste Verdachtsfälle. In Spanien kamen drei Patienten mit leichten Grippesymptomen aus Mexiko zurück, in Frankreich klagten vier Reisende über Beschwerden. Der Erregertyp wurde aber noch nicht exakt bestimmt. In Neuseeland stellten die Behörden zehn Schüler nach der Rückkehr aus Mexiko unter Quarantäne: Die Jugendlichen hatten grippeähnliche Symptome.

Mexikos Präsident Felipe Calderón ermächtigte die Behörden, Grippekranke zu isolieren, und erlaubte den Einsatz von Soldaten, um Erkrankte in ihren Wohnungen oder auf Bahnhöfen aufzuspüren. Alle Großveranstaltungen wurden abgesagt, auch die Gottesdienste. Schulen bleiben geschlossen, das Tragen von Mundschutz wird empfohlen.

Die russische Regierung riet ihren Bürgern, nur dringende Reisen nach Mexiko zu unternehmen. In Japan werden alle Reisenden aus Mexiko auf den Flughäfen mit Körperscannern auf Fieber untersucht. Experten warnten aber vor einer Panik. Nach ersten Beobachtungen wirken neue Medikamente (Neuramidasehemmer) gegen das Virus.