Kubas bekannteste Bloggerin, die Sprachwissenschaftlerin Yoani Sánchez, sieht 50 Jahre nach der kubanischen Revolution keinen Grund zu feiern. „Es gibt keine Bewegung mehr, keine Veränderungen“, sagte sie der „Berliner Zeitung“.

Hamburg. Kubas bekannteste Bloggerin, die Sprachwissenschaftlerin Yoani Sanchez, sieht 50 Jahre nach der kubanischen Revolution keinen Grund zu feiern. "Es gibt keine Bewegung mehr, keine Veränderungen", sagte sie der "Berliner Zeitung". Der Amtsantritt von Raúl Castro habe nur oberflächliche Veränderungen gebracht. "Die Telenovela fängt jetzt pünktlich an, weil Fidel das Programm mit seinen Reden nicht mehr aufhält. Es ist eine Veränderung des Stils, aber unser Leben hat das nicht beeinflusst", sagte Sanchez, die seit April 2007 ihr Internettagebuch "Generación Y" schreibt und für das "Time Magazine" zu den 100 einflussreichsten Menschen 2008 gehört.

Die Wirtschaftsreformen auf Kuba würden aufgebauscht, sagte die 33-Jährige. Die wichtigsten Forderungen der Kubaner hingegen blieben weiter unerfüllt. Dazu gehöre die Aufhebung der Reisebeschränkungen, die Abschaffung des doppelten Währungssystems oder die Möglichkeit, kleine und mittlere Unternehmen zu gründen. Das Dringendste sei aber, dass die Kubaner das Recht auf freie Meinungsäußerung bekämen. Eine Dissidentin sei sie nicht, erklärte Sanchez. Sie sehe sich als einen "Heckenschützen, der aus der Einsamkeit eines Internettagebuchs in Ich-Form meine Pfeile auf das schieße, was sich Macht nennt."