Die sozialistischen Franzosen haben einen neuen Chef gewählt. Die frühere Außenministerin Martine Aubry setzte sich gegen Segolene Royal durch. Diese Wahl hat die Opposition nun noch tiefer in die Spaltung getrieben und als Opposition zu Präsident Sarkozy geschwächt.

Paris. Mit nur 42 Stimmen setzte sich die frühere Arbeitsministerin Martine Aubry in der Urabstimmung gegen Expräsidentschaftskandidatin Segolene Royal durch und wird damit die erste Frau an der Spitze der Parti Socialiste, wie die Parteiführung am frühen Morgen bekannt gab. Auf die Bürgermeisterin von Lille, die ihre Partei links verankern will, entfielen 50,02 Prozent der rund 135.000 Stimmen. Royal, die für eine Öffnung zur Mitte und einen harten Generationenwechsel geworben hatte, unterlag mit 49.98 Prozent.

Das denkbar knappe Ergebnis heizte den Streit zwischen den Gegnerinnen noch einmal dramatisch an. Royal stellte die Auszählung in der Nacht in Frage und forderte vergeblich eine Wiederholung der Urabstimmung am kommenden Donnerstag. "Man hat mir den Sieg gestohlen", erklärte die Präsidentin der Atlantik-Region Poitou-Charentes. Aubry und der scheidende PS-Chef und frühere Lebensgefährte Royals, Francois Hollande, lehnten die Forderung aber ab. Royals Anhänger Manuel Valls forderte dessen ungeachtet am Samstagmorgen abermals eine Neuwahl. Er zeigte sich "erschüttert von dem schrecklichen Schauspiel" der vergangenen Tage. Holland berief dennoch für die kommenden Tage einen Parteikongress ein, um das Ergebnis zu bestätigen. Dies ist auch bereits für die kommende Präsidentschaftswahl bedeutend, denn der Parteichef hat gute Aussichten auf die Kandidatur der Sozialisten. Dass Royal ihre Niederlage nicht anerkennt, wurde auf ihre Ambitionen auf die abermalige Kandidatur zurückgeführt.

Nach dem hauchdünnen Wahlausgang droht die Partei nun mehr denn je in zwei Lager auseinanderzufallen. Am vergangenen Wochenende waren die Sozialisten auf ihrem Parteitag in Reims dabei gescheitert, sich auf einen Kandidaten zu einigen. Weil der gesamte Parteiapparat zur Wahl Aubrys aufgerufen hatte, war mit einem klareren Sieg Aubrys gerechnet worden. Dass Royal nur mit 42 Stimmen scheiterte, belegte abermals ihre Beliebtheit bei der Basis. Um die Partei zu einen hat sie indes wohl zu viel verbrannte Erde hinterlassen.