Dramatischer Machtverlust in Zeiten der Krise. Sorge um globale Stabilität.

Washington/Hamburg. In den kommenden eineinhalb Jahrzehnten wird sich die politische Architektur der Erde dramatisch verändern. "Das internationale System, wie es nach dem Zweiten Weltkrieg konstruiert wurde, wird 2025 nahezu nicht wiederzuerkennen sein", heißt es in einem Bericht des amerikanischen National Intelligence Council.

Der NIC, das Analysezentrum aller 15 US-Geheimdienste, veröffentlicht alle fünf Jahre einen Report - und noch nie ist dieser Bericht für die Supermacht USA derart düster ausgefallen. Der NIC sagt einen massiven Machtverlust der Vereinigten Staaten voraus - mit unabsehbaren Folgen für die politische Stabilität der Welt. "Die Führungsrolle der USA wird in immer größerem Tempo bröckeln - in den politischen, wirtschaftlichen und auch kulturellen Arenen der Welt", erklärt Thomas Fingar, als Vorsitzender des National Intelligence Council höchstrangiger Geheimdienst-Analyst Amerikas. Andere Akteure werden dafür an Macht gewinnen - wie China, Indien, Russland oder auch Brasilien. 2025 werden die USA nur noch einer von mehreren wichtigen Akteuren auf der internationalen Bühne sein. Diese neuen Machtpole würden dann eigene politische Prioritäten setzen.

Aber nicht nur die USA werden an Macht verlieren, sagt Fingar voraus - auch die Uno, die Weltbank und eine Reihe weiterer Institutionen, die die politische Stabilität seit dem Zweiten Weltkrieg sichergestellt hatten. Und es sei sehr unklar, welche anderen Institutionen diese Lücke ausfüllen werden.

Nach Fingars Ansicht kommt der Niedergang der USA ausgerechnet in einer Zeit, in der unserem Planeten eine wachsende ökologische Krise, ausgelöst durch den Klimawandel, droht. Überschwemmungen, Mängel bei Nahrung und Frischwasser werden Massenwanderungen und Aufstände auslösen. Hier gilt eine Führungsrolle der USA aber als entscheidend für die Umsetzung von Lösungen.

"Wir glauben zwar nicht, dass wir auf einen totalen Zusammenbruch des internationalen Systems zusteuern", heißt es in dem NIC-Bericht. "Aber die kommenden 20 Jahre der Wandlung hin zu einem neuen internationalen System sind gespickt mit Risiken."