Ginge es nach Hollywood, hätte Barack Obama die Wahlen schon längst gewonnen. Tom Hanks, George Clooney, Steven Spielberg – die Liste seiner prominenten Fürsprecher liest sich wie das “Who is Who“ der Traumfabrik. Konkurrent John McCain hat demgegenüber eher B-Movie-Status. Immerhin: Silvester Stallone übt den Schulterschluss mit dem ehemaligen Vietnam-Veteranen.

New York. Der demokratische Präsidentschaftskandidat hat in der traditionell liberalen US-Unterhaltungsindustrie einen beispiellosen Rückhalt. Steven Spielberg, Tom Hanks, George Clooney, Leonardo DiCaprio, Jodie Foster, Scarlett Johansson und Halle Berry - das sind nur einige der prominenten Namen, die Obama auf seiner Unterstützerliste führen kann. Der republikanische Konkurrent John McCain muss sich dagegen mit einer eher mageren Auswahl begnügen. Immerhin haben sich Clint Eastwood, Sylvester Stallone und Tom Selleck zu dem 72-Jährigen bekannt.

Dass die Prominenz im Wahlkampf mitmischt, hat in den USA Tradition. Neu ist in der polarisierten Debatte dieser Tage jedoch, mit welchem Elan sich das mächtige Hollywood ins Zeug legt. Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon ("Dead Man Walking") etwa drohte, sie werde auswandern, sollte erneut ein Republikaner ins Weiße Haus einziehen. Und Leinwandstar Matt Damon spottete online in einem YouTube-Interview, sich McCains Tandempartnerin Sarah Palin als Präsidentin vorzustellen, sei wie "ein wirklich schlechter Disney-Film". Auch die Gegenseite langte im "Stars War" kräftig hin. Der Oscar-Preisträger und konservative Haudegen Jon Voight ("Coming Home") nannte Obama einen Mann, "der in jeder Beziehung versagt".

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Ob die Wähler sich von Prominenten besonders beeinflussen lassen, ist umstritten. Das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center fand heraus, dass Stars wenig Einfluss auf die Wahlentscheidung haben. Dennoch sind die Äußerungen für die Stimmung in der amerikanischen Kulturszene bezeichnend. Denn nicht nur in Hollywood, sondern auch bei Autoren, Künstlern und vielen Wissenschaftlern ist Obama der klare Favorit. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte eine Gruppe von 65 US-Nobelpreisträgern einen dramatischen Wahlaufruf zugunsten des Demokraten. "Unser Land braucht einen visionären Führer, der unsere traditionellen Stärken in Wissenschaft und Technologie auch in Zukunft sichern kann", heißt es darin.

Die Bestseller-Autoren Stephen King und John Grisham, Literatur- Nobelpreisträgerin Toni Morrison, Kultautor Paul Auster und viele andere hoffen, dass ein farbiger Präsident ein Signal gegen den nach wie vor vielerorts herrschenden Rassismus in den USA wäre. "Die Bedeutung für die Schwarzen wäre gewaltig", sagte Autor Philip Roth in einem Interview. Superstar Angelina Jolie hob dagegen besonders Obamas Einsatz für Menschenrechte und weltweite Gerechtigkeit hervor. "Das sind die Dinge, die mich bewegen könnten, ihn zu wählen, nicht seine Herkunft", sagte die Leinwandschönheit.

Für den 47-jährigen Demokraten zahlt sich die illustre Schützenhilfe jedenfalls schon mal in barer Münze aus. Allein die Rockstars Bruce Springsteen und Billy Joel sammelten am Wochenende bei einem Konzert in New York sieben Millionen Dollar (5,2 Millionen Euro) für Obamas Wahlkampfkasse. Vor jubelndem Publikum schickten sie ihn mit Hits wie "Glory Days" und "Born To Run" in den Endspurt bis zur Wahl am 4. November. Einer unabhängigen Untersuchung zufolge bekam Obama zudem direkt von Unternehmen der Unterhaltungsbranche bisher fast sechs Millionen Dollar an Spenden, McCain kam noch nicht einmal auf eine Million.

Den Startschuss für den Siegeszug des schwarzen Senators in der Celebrity-Szene hatte Quoten-Queen Oprah Winfrey gegeben, als sie Anfang des Jahres für Obama in den Ring stieg. McCain versuchte seither mehrfach, seinen Gegenspieler als Glamourman abzutun, dem die Nähe zum einfachen Volk fehlt. Nur einmal zog Obama bei seinen Promi- Fans von sich aus die Notbremse. Als die noch im vergangenen Jahr mit Alkohol- und Drogenproblemen kämpfende Pop-Prinzessin Lindsay Lohan anbot, eine Reihe von Events für junge Wähler zu organisieren, lehnte das Obama-Lager dankend ab. "Das ist nicht ganz die Art von Star, die wir uns vorstellen", hieß es.

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