Trauer in Kärnten und in der Partei BZÖ. Wie geht es weiter mit Österreichs Rechten? Ein Nachfolger ist schwer zu finden.

Wien. Eben haben sie noch ihren Wahlerfolg gefeiert, jetzt herrscht tiefe Trauer: Mit dem plötzlichen Unfalltod von Jörg Haider hat Österreichs Rechte ihre Ikone verloren. Der Rechtspopulist war wohl der schillerndste Volksvertreter des Alpenlandes, aber auch einer der umstrittensten Politiker in Europa. Wie es nun mit den Rechten in Österreich weitergeht, die bei der Nationalratswahl Ende September zusammen mit rund 28 Prozent einen historischen Erfolg feierten, ist unklar. Politische Beobachter malen bereits das Bild einer künftig geeinten und starken Rechten in Österreich an die Wand - was bisher am Bruderzwist zwischen dem BZÖ-Chef Jörg Haider und dem Vorsitzenden der Freiheitlichen Partei (FPÖ), Heinz-Christian Strache, scheiterte.

Video: Obduktion ergab, dass Haider mehrere tödliche Verletzungen hatte

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Doch ein Nachfolger des großen Anführers Haider, der so viel auf seine Person konzentrierte, wird schwer zu finden sein. Der Ex-Parteichef Peter Westenthaler hat sich nach einer Verurteilung wegen Falschaussage in einem Prügel-Prozess selbst diskreditiert, Haiders Vize im BZÖ-Parteivorstand, Stefan Petzner, ist ein politischer Neuling. Selbst politische Gegner beschrieben Haider als "Ausnahmepolitiker", der die Massen manipulieren konnte. "Es wird völlig unterschätzt, wie kommunikationstechnisch hochprofessionell und strategisch er immer vorgegangen ist", sagt der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier. Dazu käme noch Haiders "persönliches Talent der vielen Gesichter". Denn ob am Biertisch oder in der Vorstandsetage - Haider schaffte es, die Menschen für sich einzunehmen und stark an sich zu binden. Dazu passen die Reaktionen auf seinen Tod in Kärnten und in seiner Partei, in denen er fast religiös überhöht wird. Tausende von Menschen legten am Wochenende vor seinem Amtssitz in Klagenfurt Blumen nieder, beteten und entzündeten Kerzen. Um sich in das Kondolenzbuch in Kärnten eintragen zu können, stellten sich Menschen stundenlang an.

Video: Jörg Haider bei Autounfall getötet

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Der 58-jährige Kärntner Landeshauptmann kam in der Nacht zum Sonnabend mit seinem Dienstwagen in Klagenfurt nach einem Überholmanöver von der Straße ab. Der Wagen überschlug sich mehrmals, Haider war sofort tot. "Er hat keinerlei Überlebenschance gehabt", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz. Haider kam von einer Feier und fuhr um kurz nach ein Uhr morgens allein nach Hause in die Gemeinde Freistritz, wo er den 90. Geburtstag seiner Mutter mit seiner Familie feiern wollte. Mit 142 Kilometern pro Stunde war er mehr als doppelt so schnell unterwegs als erlaubt, bevor er die Kontrolle über seinen Wagen verlor. Haider hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.