Minister Jung bekräftigt auf Trauerfeier für getöteten Fallschirmjäger: Wir müssen dennoch bleiben.

Kabul/Zweibrücken. In Nordafghanistan ist der dritte Anschlag binnen weniger Tage auf Soldaten der Bundeswehr verübt worden. Verletzt worden sei niemand, sagte gestern der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Minister Franz Josef Jung (CDU) betonte bei der Trauerfeier für einen bei einem Anschlag getöteten Fallschirmjäger in Zweibrücken, trotz der verschärften Sicherheitslage halte die Bundeswehr an ihrem Einsatz fest. In Afghanistan verstärkte sich die Wut der Bürger über zivile Tote durch Angriffe internationaler Truppen. Die Nato räumte ein, drei Kinder bei einem Angriff im Südosten des Landes getötet zu haben. Sieben Zivilisten wurden verwundet.

US-Truppen töteten nach eigenen Angaben im Verlauf der vergangenen Woche mehr als 220 mutmaßliche Kämpfer der radikal-islamischen Taliban. Doch Einwohner der Provinz Helmand und afghanische Politiker warfen den Soldaten vor, auch zahlreiche Zivilisten umgebracht zu haben. "Die Taliban schießen und entkommen. Dann kommen ausländische Soldaten und bomben", sagte der Abgeordnete Mohammed Khan. 300 Menschen seien verletzt oder getötet worden. Mehrere Afghanen berichteten, mehr als 70 Zivilisten seien bei Luftangriffen der US-geführten Truppen umgekommen. Ein US-Militärsprecher sagte, ihm sei von zivilen Toten nichts bekannt.

In Kabul demonstrierten mehrere Hundert Menschen gegen das US-Militär. Sie warfen den Soldaten vor, drei Mitglieder einer Familie getötet zu haben, darunter auch zwei Kinder. Das Militär nahm dazu zunächst nicht Stellung.

In Deutschland hatte der Tod dreier Zivilisten an einem Bundeswehr-Kontrollpunkt im Norden des Landes vergangene Woche zu neuen Debatten über den Einsatz geführt. Zudem gerät auch die Bundeswehr in den Wochen vor der Bundestagsentscheidung über die Mandatserweiterung verstärkt unter Beschuss.

Eine Patrouille der Bundeswehr wurde gestern neun Kilometer nördlich von Kundus mit Handfeuerwaffen beschossen. In der Nähe der Patrouille seien zudem mehrere Explosionen wahrgenommen worden, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. In Kundus-Stadt explodierte zudem eine Bombe nahe einem Nato-Konvoi. Dabei sei ein Spaziergänger leicht verletzt worden. Diese Angaben bestätigte die Bundeswehr nicht. Am Sonntag war 45 Kilometer westlich von Kundus neben einer Patrouille erneut ein Sprengsatz explodiert. Dabei waren die Fahrzeuge der Soldaten leicht beschädigt worden.

Mit einer Trauerfeier im pfälzischen Zweibrücken nahmen Soldaten und Angehörige Abschied von dem in Afghanistan getöteten Fallschirmjäger. "Er ist ums Leben gekommen, weil er sich aktiv für eine bessere, eine friedlichere Zukunft in Afghanistan und damit auch für die Sicherheit unseres Landes eingesetzt hat", sagte Jung. Den Angehörigen des 29 Jahre alten Hauptfeldwebels sprach er sein tiefes Mitgefühl aus.

Deutschland werde trotz der verschärften Sicherheitslage auch im Norden Afghanistans an dem Einsatz festhalten, bekräftigte Jung. Die deutschen Soldaten müssten allerdings auch kämpfen, um ein sicheres Umfeld zu schaffen, damit der Wiederaufbau des Landes gelingen könne. Seit Beginn des Einsatzes im Jahr 2001 sind 28 deutsche Soldaten in dem Land ums Leben gekommen, davon zwölf durch Anschläge oder Minen.