US-Politikerin Pelosi beim Dalai Lama. Briten-Premier Brown bietet Vermittlung an. Diskussion um Olympia-Fackel in Tibet.

Peking/Dharamsala/Hamburg. Zwei deutsche Journalisten waren die letzten Augenzeugen aus der freien Welt: Doch nach der Ausweisung von Georg Blume ("Die Zeit" und "taz") und seiner Kollegin Kristin Kupfer, die für das österreichische Magazin "Profil" und den Evangelischen Pressedienst epd arbeitet, operiert Chinas Staatsmacht in Tibet unter Ausschluss der internationalen Öffentlichkeit.

Der Besuch der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, beim Dalai Lama ist in Dharamsala enthusiastisch aufgenommen worden. "Sie ist hier von Tausenden mit amerikanischen, tibetischen und indischen Fahnen empfangen worden", sagte der Vorsitzende der Tibet-Initiative Deutschland, Wolfgang Grader, dem Abendblatt. "Das ist für die Tibeter ein Zeichen, dass Amerika an der Seite der Tibeter steht."

Grader berichtete von Exil-Tibetern, die es nicht mehr wagen, in der Heimat anzurufen. Die Tibeter hätten Angst vor den Repressionen der Chinesen, "die nachts von Haus zu Haus gehen und Tibeter drangsalieren oder verhaften".

Der Vorstoß des britischen Premierministers Gordon Brown für eine Vermittlung zum Dialog mit dem Dalai Lama fand in Peking keinerlei Unterstützung. "Ernstlich beunruhigt" kritisierte das chinesische Außenministerium, dass Brown den Dalai Lama im Mai in London treffen will.

Andreas Hilmer, politischer Referent des Tibetischen Zentrums Hamburg und Dalai-Lama-Freund, sagte dem Abendblatt: "Der Dalai Lama war noch nie in einer derartigen Situation. Er war immer nur für Friedfertigkeit gerüstet. Die Chinesen verlangen von ihm, er soll den Separatismus aufgeben und der Gewalt abschwören, aber das hat er seit jeher getan."

Unterdessen verurteilten der Holocaust-Überlebende Elie Wiesel und 31 andere Nobelpreisträger das gewaltsame Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte und forderten Peking zum Dialog auf. "Wir protestieren gegen die unvertretbare Kampagne, die die chinesische Regierung gegen unseren Nobelpreis-Kollegen, den heiligen Dalai Lama, führt", heißt es in dem von Wiesel in New York verbreiteten Aufruf.

Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth verlangte in einem dpa-Gespräch eine deutliche Reaktion der Europäischen Union und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf die Informationssperre. Amnesty International hält neben einem Dialog mit China ebenfalls politischen Druck für nötig.

Auch der CSU-Bundestagsabgeordnete und Asien-Experte Hartmut Koschyk verlangte von Peking einen Dialog mit den Tibetern, warnte aber vor Sanktionen. Die Regierung werde "sehr bald erkennen, dass der Versuch, die Pressefreiheit drastisch einzuschränken und dadurch die Berichterstattung über die Ereignisse in Tibet zu verhindern, erfolglos ist", sagte er. Der FDP-Außenpolitiker Werner Hoyer sagte, für Asiaten sei die Gesichtswahrung wichtig. "Jemanden zwingen, sich unter Druck zu beugen - das ist etwas, was dem chinesischen Denken sehr fern ist."

Bei einer Mahnwache vor der chinesischen Botschaft in Berlin zündete sich am Donnerstag ein 26-jähriger Tibeter selbst an. Er blieb aber unverletzt, weil Umstehende seine brennende Kleidung sofort löschten, teilte die Polizei mit.

Derweil wird die Kritik an dem olympischen Fackellauf immer lauter. Er soll durch Tibet und auf den Mount Everest führen, ehe die Fackel Peking erreicht. "Das wird", sagte der Tibet-Experte Hilmer dem Abendblatt, "für die Chinesen ein Problem. Sie müssen Berichterstatter zulassen, wenn die Fackel durch Tibet getragen wird, wo eben noch Tote lagen."