Es gibt erste Tote - die Rede ist von acht. Bürger bringen sich in Sicherheit. Die Mönche lassen sich aber bisher nicht einschüchtern.

Rangun. "Ihr seid Idioten! Idioten!", schallt es in Rangun aus Tausenden Kehlen der Demonstranten für mehr Demokratie in Birma. Die Schmähung richtet sich gegen die Soldaten und Polizisten, die erstmals seit Beginn der Massenproteste gewaltsam gegen die friedlichen Demonstranten vorgehen. Die Volksfeststimmung vom Vortag, als 100 000 von buddhistischen Mönchen angeführte Menschen ungeachtet der Drohungen der Militärs auf die Straße gingen, ist am Mittwoch verflogen.

Jetzt gehen Armee und Anti-Aufruhr-Polizei im Schatten der glitzernden Shwedagon-Pagode, dem heiligsten Schrein in ganz Birma, mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Mönche und ihre Unterstützer vor. Erst feuern sie nur Warnschüsse in die Luft, doch schon bald verlieren Soldaten und Polizisten angesichts der anschwellenden Menge die Nerven und feuern drauflos. Mindestens acht Menschen sollen getötet und mehr als 150 weitere verletzt worden sein.

"Das ist unerträglich", sagt ein junger Mann, der mit seinen Freunden eilends das Weite sucht. Auf den Straßen entsteht ein Menschenauflauf. Einfache Bürger stürzen aus Büros, Essstuben und Geschäften, andere suchen irgendwo Schutz. Viele lassen ihre Fahrzeuge auf den völlig verstopften Straßen stehen und rennen um ihr Leben. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Wir sind Buddhisten, sie sollten nicht so handeln", sagt eine junge Arbeiterin und fügt hinzu: "Mir tut es sehr leid für die Mönche und die anderen Menschen." Die Mönche lassen sich durch die Attacken nicht unterkriegen. Etwa tausend setzen ihren Protestzug durch die Innenstadt fort. Tausende Passanten und Schaulustige lassen die kahl geschorenen Männer in ihren roten und safrangelben Gewändern hochleben, als sie sich der Sule-Pagode nähern. Als sich über ihren Köpfen Gewitterwolken zusammenziehen und die Sonne verdunkeln, geht ein Raunen durch die Menge. In Birma, wo sich abergläubische Vorstellungen hartnäckig halten, gilt das Phänomen als gutes Zeichen des Himmels.

Aber die Einsatzkräfte starten einen weiteren Angriff, feuern erneut Warnschüsse und Tränengasgranaten ab. Die Menschen stieben auseinander, um sich in Sicherheit zu bringen. "Sie beleidigen sogar unsere Religion und unsere Mönche", ruft ein etwa 50 Jahre alter Geschäftsmann, der zusammen mit anderen wegläuft, neben ihm Mönche, die sich feuchte Tücher vors Gesicht halten.

Eine andere Demonstration führt zum Haus der unter Arrest stehenden Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Dort wollen die Mönche es allein mit der Soldateska der Militärregierung aufnehmen. "Lasst uns alleine demonstrieren, bitte reiht euch nicht ein", rufen sie den Anhängern der Demokratiebewegung zu. Und: "Keine Gewalt, sondern Güte und Liebe."