TOKIO. Japans Regierungspartei LDP hat Yasuo Fukuda (71) zum Parteichef und damit faktisch zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Fukuda setzte sich bei der Abstimmung der Liberaldemokraten klar gegen den ehemaligen Außenminister Taro Aso durch. "Ich bin nicht besonders ausgebildet oder talentiert, und viel Erfahrung habe ich auch nicht", sagte Fukuda mit der landestypischen Bescheidenheit. Er sei bewegt, dass er dennoch zum Parteivorsitzenden gewählt worden sei.

Die große Mehrheit der LDP im Unterhaus stellt sicher, dass ihr Kandidat bei der für morgen angesetzten Wahl neuer Ministerpräsident werden dürfte. Der künftige Ministerpräsident muss sich jedoch darauf einstellen, dass seine Vorhaben durch das von der Opposition dominierte Oberhaus oftmals verzögert werden und politischer Stillstand droht. Fukuda sieht sich mit einer schwierigen Ausgangssituation konfrontiert, da das Land vor dringenden Steuer- und Rentenreformen steht.

Der bisherige Ministerpräsident Shinzo Abe war am 12. September nach nur einem Jahr im Amt überraschend zurückgetreten. Der mit 52 Jahren jüngste Regierungschef des Landes übernahm die politische Verantwortung dafür, dass die Regierung wegen mehrerer Skandale und stockender Reformen seit Monaten in einer Krise steckte.

Die Partei hofft nun, dass der gemäßigte ehemalige Kabinettsminister Fukuda Stabilität in die japanische Politik bringen wird. Die LDP müsse sich erneuern und das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen, sagte Fukuda und kündigte zugleich Gespräche mit Oppositionsführern an. Die LDP regiert fast ununterbrochen seit mehr als 50 Jahren. Wirtschaftsvertreter äußerten die Erwartung, dass Fukuda die Reformen seiner Vorgänger Junichiro Koizumi und Shinzo Abe mit neuem Elan fortsetzt. Fukuda will mit begrenzten Staatseingriffen die Einkommenskluft zwischen den städtischen und ländlichen Regionen schließen.

Eine der größten Herausforderungen für Fukuda wird die Verlängerung der Marinemission zur Unterstützung des internationalen Einsatzes in Afghanistan sein. Die Opposition sperrt sich gegen die Verlängerung des am 1. November auslaufenden Antiterrorgesetzes. Beobachter befürchten Folgen für das Verhältnis zu den USA.

Fukuda tritt für ein versöhnliches Verhältnis zu China und Korea ein. Von vornherein schloss er Besuche in dem umstrittenen Yasukuni-Schrein für Japans Kriegstote aus, wo auch verurteilte Kriegsverbrecher geehrt werden.