WASHINGTON/BRÜSSEL. Die US-Regierung hat in ihrem Anti- Terrorkampf Millionen von internationalen Geldüberweisungen kontrolliert. Das Finanzministerium in Washington räumte am Freitag ein, daß sich Ermittler nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 Zugang zur weltweit größten Datenbank für Finanztransaktionen in Brüssel (SWIFT) verschafft hätten. Nach Informationen der "New York Times" ist das streng geheime Programm vor allem angewandt worden, um telegrafische Überweisungen in die USA oder aus den USA sowie Geldtransfers weltweit zu kontrollieren. Tausende Amerikaner und in den USA lebende Ausländer seien betroffen.

US-Finanzminister John Snow verteidigte das Programm als erfolgreiches Instrument zum Aufspüren von Terroristen. Es gehe nicht darum, die privaten Finanzen von US-Bürgern zu durchstöbern. Der Minister betonte, es sei auf diesem Weg gelungen, al-Qaida-Terroristen auszuschalten und Leben zu retten. Die "New York Times" berichtete, das Programm habe unter anderem bei der Ergreifung von Riduan Isamuddin geholfen, der die Bombenanschläge von Bali geplant haben soll.

Der Datenknotenpunkt "Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication" (Swift) in Belgien wickelt den Finanzverkehr von etwa 7800 Geldinstituten in mehr als 200 Ländern ab. Der Knotenpunkt leitet dabei Finanztransaktionen zwischen Banken, Brokerhäusern, Börsen und anderen Finanzinstituten in einem Volumen von sechs Billionen Dollar (4,8 Billionen Euro) täglich weiter.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Dana Perino, kritisierte, daß die "New York Times" das geheime Überwachungsprogramm offen legte. Nach Angaben der Zeitung hatte die US-Regierung versucht, die Chefredaktion von der Veröffentlichung abzuhalten.

Der für Anti-Terror-Maßnahmen zuständige Staatssekretär im US-Finanzministerium, Stuart Levey, nannte das US-Vorgehen "ohne Zweifel legal". Das Swift-System habe konkrete Informationen wie Adressen, Telefonnummern, die richtigen Namensangaben, Kontonummern und weitere Angaben geliefert.

Swift teilte mit, für die Übermittlung der Daten an das US-Finanzministeriums habe es nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verbindliche Vorladungen gegeben. Swift habe bei Gesprächen mit dem US-Ministerium Zusicherungen über die Vertraulichkeit und die Behandlung der Daten erhalten. Das Finanzministerium war nach den Terroranschlägen 2001 von Präsident George W. Bush in einer sogenannten "Executive Order" angewiesen worden, die Finanzquellen für Terroristen trockenzulegen.