US-Präsident Barack Obama wirbt um eine Verbesserung der Beziehungen zu Teheran: Mit einer Videobotschaft zum iranischen Neujahrsfest hat er sich am Freitag direkt an die Bevölkerung gewandt und zu Entspannung und Zusammenarbeit aufgerufen.

Washington. An die Führung in Teheran gerichtet sagte Obama: "Wir werden die Hand reichen, wenn Sie bereit sind, zuerst Ihre Faust zu öffnen." Die USA wollten dem Iran seinen rechtmäßigen Platz in der internationalen Gemeinschaft zubilligen, Teheran müsse dazu aber verantwortlich und friedlich handeln.

"In dieser Jahreszeit von Neuanfängen möchte ich mich mit klaren Worten an die iranischen Führer wenden", sagte Obama. "Wir haben ernste Meinungsverschiedenheiten, die mit der Zeit gewachsen sind. Meine Regierung ist nun der Diplomatie verpflichtet, die die gesamte Bandbreite der vor uns liegenden Themen anspricht." Es gehe um konstruktive Beziehungen zwischen den USA, dem Iran und der internationalen Gemeinschaft.

"Dieser Prozess kommt nicht mit Drohungen voran", sagte der US-Präsident in dem mit Untertiteln auf Farsi versehenen Film aus Anlass des Neujahrs- und Frühlingsfestes Nowruz. "Stattdessen streben wir ein Engagement an, das ehrlich ist und auf wechselseitigem Respekt basiert." Die Formulierung "wechselseitiger Respekt" hatte bereits der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad verwendet, als er dies zur Voraussetzung für Gespräche mit den USA gemacht hat.

Gemeinsamkeiten erkennen

Nowruz ist kein islamisches Fest - Iraner aller Konfessionen feiern das Neujahrsfest, das zu den wichtigsten Feiertagen zählt. Die Grußbotschaft sollte nach Angaben des Weißen Hauses ausgewählten arabischen Sendern zur Verfügung gestellt und im Internet verbreitet werden.

Obama appellierte in seiner Ansprache, die historische Trennung zu überwinden und stattdessen Gemeinsamkeiten zu erkennen. "Seit nahezu drei Jahrzehnten sind die Beziehungen zwischen unseren Ländern angespannt." Das Neujahrsfest sei aber Anlass, sich an das zu erinnern, was allen Menschen gemeinsam sei, "was uns verbindet".

Eine Mahnung der Mäßigung an die Regierung des Landes verband Obama mit einer Respektsbekundung vor der iranischen Kultur. Um seinen rechtmäßigen Platz in der internationalen Gemeinschaft einzunehmen, müsse der Iran seiner Verantwortung nachkommen. "Dieser Platz kann nicht mit Waffen oder Terror erreicht werden, sondern vielmehr mit friedlichem Handeln, das die wahre Größe der iranischen Bevölkerung und Zivilisation zeigt", sagte Obama.

EU begrüßt Annäherung an Teheran

Der Kurswechsel Obamas zur Iran-Politik seines Vorgängers könnte kaum radikaler sein: George W. Bush hatte den Iran noch als Teil der "Achse des Bösen" gebrandmarkt und völlig isoliert. Obama hingegen hat sich für direkte Verhandlungen ausgesprochen, die sicher schwierig werden, schon allein, weil es seit 30 Jahren keine direkte Kontakte beider Länder mehr gab. Der Iran hält an einem Nuklearprogramm fest, das möglicherweise der Entwicklung von Atombomben dient. Zudem bedroht Teheran immer wieder Israel und unterstützt die radikalislamischen Gruppen der Hamas und Hisbollah. Die USA und die UN haben deswegen Sanktionen gegen den Iran verhängt.

Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana begrüßte Obamas Annäherung an den Iran. Die Videobotschaft sei sehr konstruktiv: "Ich hoffe, dass sie ein neues Kapitel in den Beziehungen mit Teheran eröffnen wird", sagte Solana in Brüssel. Er hoffe, der Iran werde nun "klug handeln".