Nach dem Mord an dem russischen Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow (34) hat der Europarat Russland aufgefordert, die “ganze Wahrheit“ über diese Tat an den Tag zu bringen...

Straßburg/Moskau. Nach dem Mord an dem russischen Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow (34) hat der Europarat Russland aufgefordert, die "ganze Wahrheit" über diese Tat an den Tag zu bringen. Moskau müsse ein "deutliches Signal" gegen die "Banalisierung" solcher Verbrechen und für "die Herstellung des Rechtsstaats" senden, erklärte der Kaukasus-Berichterstatter der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Dick Marty.

Markelow habe unermüdlich gegen die Straflosigkeit der russischen Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien angekämpft, so Marty. Diesen Einsatz habe er mit dem Leben bezahlt. Der Schweizer Liberale bedauerte zugleich den Tod der jungen Journalistin, die am Montag in Begleitung des Anwalts auf offener Straße in Moskau erschossen wurde.

Markelow hatte am Montag auf einer Pressekonferenz rechtliche Schritte gegen die Begnadigung des russischen Offiziers und Tschetschenien-Kämpfers Juri Budanow angekündigt. Budanow war nach der Tötung eines tschetschenischen Mädchens zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt und Mitte Januar vorzeitig entlassen worden. Markelow, auch Anwalt der 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja, hatte mehrfach Tschetschenen mit ihren Beschwerden beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg vertreten. Moskau wurde vom Gerichtshof in zahlreichen Fällen wegen schwerer Verbrechen gegen tschetschenische Zivilisten verurteilt.

Die Fahndung nach dem Täter in Moskau läuft, aber es sei zu früh, über einen Verdächtigen zu sprechen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Die Polizei hoffe auf Erkenntnisse aus der Videoüberwachung öffentlicher Plätze. Allerdings sei der Täter maskiert gewesen. Die Polizei geht von Auftragsmord aus.