Nach acht Jahren Flaute ist Washington wieder im Ball-Fieber. Seit Tagen bereits finden zur Amtseinführung von Barack Obama Galas, Partys und Bälle statt.

Höhepunkt wird Dienstag, der "Inauguration Day", sein. Wie viele Bälle es genau sind, weiß selbst die gut informierte "Washington Post" nicht. Die Veranstaltungsliste in ihrer Online-Ausgabe umfasst allein mehrere Dutzend Festveranstaltungen.

Kein Wunder: Berufs- und Interessenverbände, karitative Organisationen und High Society verbinden mit dem Einzug der Obamas die Hoffnung auf eine Rückkehr des Glamours in die Kapitale. Der hatte unter den christlich-rustikalen Bushs gefehlt: George W. Bush war bekannt dafür, dass er nicht trank, kaum tanzte und um 22 Uhr ins Bett ging. Das Präsidentenpaar Obama verkörpert nun einen anderen Lebensstil.

Gesellschaftlicher Höhepunkt jeder Amtseinführung und besonders begehrt sind die offiziellen Präsidentenbälle, bei denen sich der neue Amtsinhaber persönlich präsentiert. Traditionell sind sie Treffen der Mächtigen und Reichen aber diesmal ist es etwas anders: Die Tickets für die Präsidentenbälle kosten alle 175 Dollar, für den "Jugendball" ermäßigte 75 Dollar. Und das sind die zehn Bälle, die Barack und Michelle Obama in der Nacht zum Mittwoch besuchen:

  • der "Nachbarschafts-Ball" in Washingtons größter Messehalle "Washington Convention Center", der allen Einwohnern von Washington D.C. und anderen Gästen offensteht (längst ausverkauft). Das Programm bestreiten Stars wie Beyonce, Mary J. Blige, Mariah Carey, Faith Hill, Jay-Z, Alicia Keys, Shakira und Stevie Wonder
  • zwei "Heimatstaaten"-Bälle für Gäste aus Hawaii (wo Obama aufwuchs) und Illinois (wo er bisher Senator war)
  • fünf Regional-Bälle, zu denen Gäste aus Bundesstaaten im Osten, Westen, Süden, Mittelwesten und "Mid-Atlantic" eingeladen sind
  • ein "Jugend-Ball" für 18- bis 35-Jährige gerade junge Amerikaner hatten Obama im Wahlkampf unterstützt und ihm zum Wahlsieg verholfen
  • ein "Commander-in-Chief's Ball" für aktive und Reservesoldaten

Darüber hinaus gibt es ungezählte weitere Feiern. Beim Ball der African American Church gleicht die Gästeliste einem Who's Who der schwarzen Prominenz: Erwartet werden Erzbischof Desmond Tutu, General Colin Powell, Bürgerrechtler und Prediger wie Reverend Al Sharpton und Reverend Joseph Lowery. VIP-Tickets kosten 500 Dollar, ein Teil des Erlöses geht an Wohltätigkeitsorganisationen und an die Aids-Hilfe in Afrika.

"A Historical Affair" heißt der Ball des "National Congress of Black Women" in der US-Handelskammer: Dinner, Dessert, Reden und Preisverleihungen zusammen mit Senatorinnen, Models und Entertainerinnen (135 bis 350 Dollar).

Es gibt Bälle der Latinos, der Asiaten, Afrikaner und Indianer in Amerika. Der "Harvard Club of Washington DC" bietet zusammen mit dem "Princeton Club" ein Dinner-Büfett plus Musikunterhaltung (75 bis 125 Dollar). Den Festvortrag hält ein Professor der Harvard Law School, bei dem sowohl Barack wie auch Michelle Obama studierten.

Beim "People's Inauguration Ball" etwa "Volksball zur Amtseinführung" feiern junge Anwaltsvereine, Graswurzelorganisationen, Schwule sowie "junge" Internetportale wie Facebook und Twitter gleich an drei Tagen eine Wende in der US-Politik. Box-Legende Muhammad Ali tritt beim "Kentucky Bluegrass Ball" auf, veranstaltet von der Kentucky Society of Washington. Beim "Green Inaugural Ball" und "Cool Inaugural Ball" gegen Klimaerwärmung feiern Umweltorganisationen eine Trendwende in der US-Klimapolitik. Beim "American Music Ball" kann man zum stolzen Preis von 450 Dollar pro Ticket u. a. George Clinton, Chaka Khan und The Temptations auftreten sehen.

In der Nacht feiert dann der schwarze Filmemacher Spike Lee eine After-Inauguration Party zusammen mit Rappern und anderen Musikern. Lee kann sich immerhin zugutehalten, dass die Obamas 1987 als Frischverliebte bei ihrem ersten Kino-Date einen seiner Filme sahen: "Do The Right Thing".