Das Obama-Fieber hat die amerikanische Hauptstadt Washington D.C. gepackt. Seit Wochen proben Statisten jeden Schritt, werden Zimmer und Tickets zu Mondpreisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt, exerzieren 20.000 Polizisten und Soldaten den Ernstfall. Sehen Sie die Bilder aus Washington.

Washington/Hamburg. Das Obama-Fieber hat die amerikanische Hauptstadt Washington D.C. gepackt. Seit Wochen proben Statisten jeden Schritt, werden Zimmer und Tickets zu Mondpreisen auf dem Schwarzmarkt gehandelt, exerzieren 20.000 Polizisten und Soldaten den Ernstfall. Die Stadt wird abgeriegelt, der Luftraum gesperrt. An den Zufahrtswegen und Brücken soll die Nationalgarde patrouillieren für den Fall der Fälle. Denn bei einem Anschlag sollte die unter dem Verkehrsinfarkt leidende Pendlermetropole schnell evakuiert werden können.

600.000 Einwohner hat Washington normalerweise, 60 Prozent Afroamerikaner. Zur Amtseinführung am Dienstag (ab 17.30 Uhr MEZ) werden zwischen einer und drei Millionen Gäste erwartet. Besucher ohne eine der 240.000 Karten werden nur in den kilometerlangen Parkanlagen der Mall auf zehn riesigen Leinwänden die Zeremonie verfolgen können und die allermeisten kaum etwas von der prächtigen Parade auf der Pennsylvania Avenue mitbekommen. Nur einige zehntausend Menschen sind zu den offiziellen Bällen eingeladen auf denen, neben den Obamas, Stars wie Sting, Elvis Costello, Spike Lee oder Anne Hathaway erwartet werden.

Das alles trübt nicht die Erwartung einer ganzen Nation, die sich an den Machtwechsel im Weißen Haus klammert. Mindestens die Hälfte der amerikanischen Bevölkerung sieht dem Polit-, Theater- und Musik-Spektakel mit Vorfreude entgegen die Obama-Anhänger. Für den Rest bleibt: Fernseher aus, Internet-Verbindung kappen, Ohrenstöpsel rein und ab in die Wildnis.

Denn schon die markerschütternde Stimme der Soul-Queen Aretha Franklin, die zur Amtseinführung singen wird, sollte man bis tief nach Virginia hinein hören. Das klassische Quartett mit Yo-Yo Ma, dem israelischen Geiger Itzhak Perlman, Pianistin Gabriela Montero und dem Klarinettisten Anthony McGill wird Obamas Amtseid musikalisch eingeigen. Und schon am Sonntag rocken und Bruce Springsteen, Beyonce, U2, Stevie Wonder, Mary L. Blige, Garth Brooks, Sheryl Crow, Herbie Hancock, Usher, Shakira und viele andere Musikgrößen.

Obama selbst will als eine seiner ersten Amtshandlungen als Präsident Veranstaltungen besuchen, wo sich einfache Bürger aufhalten. Er steht unter dem Druck, den Wandel (Change einer seiner Slogans) auch tatsächlich zu vollziehen. Eine Herkulesaufgabe angesichts der Wirtschaftskrise. In diesen Tagen sagte er: "Die Leute denken, ich bin cool aber sie sind viel cooler als ich, allerdings sind sie nicht eingeschüchtert." Obama hat also Respekt vor dem Amt und mit Recht Bammel vor dem Tag X. Sein Vorgänger William H. Harrison, der am 4. März 1841 zur Amtseinführung während eines eisigen Sturms ohne Mantel eine 90 Minuten lange Rede hielt, holte sich dabei eine Lungenentzündung. Er starb einen Monat später.